Alle bis heute angewandten Methoden, um das Böse zu besiegen, dienen dazu, seine Macht zu vermehren.
Es ist euch vielleicht gelungen, über eure Feinde durch Kraft, durch Gewalt oder durch die Macht des Geldes den Sieg davonzutragen, aber das besagt noch lange nicht, dass es euch auch gelungen ist, sie endgültig zu besiegen. Auf diese Art und Weise werden sie niemals besiegt. Sie hegen immer noch einen gewissen Groll gegen euch, denn sie können euch euren Sieg nicht verzeihen und ihr bekommt von neuem Probleme mit ihnen. Wenn nicht in dieser Inkarnation, dann in der nächsten, denn der Kampf findet nie ein Ende. Stellt euch vor, ihr hättet euren Feind beseitigt. Dann habt ihr eben nur seinen physischen Körper verschwinden lassen. Tatsächlich kann man ein Wesen niemals wirklich vernichten, denn es besitzt eine unsterbliche Seele; und aus jener anderen Welt trifft euch sein Hass. Der Krieg geht also weiter. Das nimmt kein Ende. Diese Sichtweise, die den Menschen von Generation zu Generation weitergegeben wurde, ist eine prähistorische Sichtweise, welche die Probleme nicht lösen kann. Man täuscht sich, alle täuschen sich, ganze Länder täuschen sich in der Auffassung, sie könnten dieses oder jenes andere Land mit Waffen oder durch Spionage besiegen. Es kann einem Land durchaus gelingen, ein anderes für eine gewisse Zeit zu besiegen, aber danach wird es selbst zum Unterlegenen.
Alle diejenigen, die glauben, sie könnten sich schlechte Menschen vom Hals schaffen, indem sie sie umbringen, vermehren im Gegenteil das Böse und vervielfachen es. Man darf Verbrecher nicht töten, denn ihr Einfluss reicht nach ihrem Tode noch viel weiter. Wenn man einen Bandenchef oder den Führer einer politischen Gruppierung tötet, stellt man immer wieder fest, dass sich sein Einfluss nach einiger Zeit auf irgendeine andere Weise äußert… Deshalb bewirkt die Todesstrafe nichts Gutes. Sie kommt dem Zerschlagen einer Flasche gleich, in der sich ein giftiges Gas befindet. Wenn die Flasche einmal zerbrochen ist, verteilt sich dieses Gift in der Welt und verursacht dort noch größere Schäden. Man hat einen gefährlichen Mörder hingerichtet, aber im Unsichtbaren ist er jetzt frei. Er sucht eine Menge Menschen auf, dringt in die Köpfe von vielen ein und suggeriert ihrem Gehirn verbrecherische Ideen, die er selbst noch nicht hatte ausführen können. So verursacht er mehr Böses als zu der Zeit, als er noch in seinem Körper aus Fleisch und Blut steckte.
Man hat das Böse noch nie vollständig von der Erdoberfläche ausrotten können, indem man die Verbrecher geköpft hat. Diese Köpfe sind wie die Köpfe der Hydra, die immer wieder nachwachsen. Nur das Feuer kann die Köpfe der Hydra vernichten, das Feuer der Liebe und das Feuer der Weisheit. Sehr wenige Menschen haben es verstanden, dieses Feuer nutzbringend anzuwenden. Alle versuchen es mit äußeren Mitteln, mit Gewaltanwendung, mit dem Messer, mit der Guillotine und mit Kanonen. Wenn solche Mittel wirksam wären, wie kommt es dann, dass das Böse noch immer existiert, obwohl man sie doch schon so lange Zeit eingesetzt hat? Man hört nicht auf, dem Bösen den Kopf abzuschlagen, aber die Mörder und Diebe sind nicht verschwunden, ganz im Gegenteil. Die Ursache liegt in der üblichen Vorgehensweise, Verbrecher zu töten, all jene zu vernichten, die lästig erscheinen; sei es durch Kriege, sei es auf irgendeine andere Art und Weise. Man glaubt, man würde siegen, wenn man so handelt, aber in Wirklichkeit wächst das Böse immer wieder nach und vermehrt sich.
Die wahren Waffen: Liebe und Licht.
In den Evangelien heißt es: »Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, biete auch deine andere dar« (Mt 5,39). Mögen mir die Christen verzeihen, aber was ich jetzt sagen werde, übertrifft alles, was sie sich vorstellen können und die Zukunft wird beweisen, dass meine Auslegung richtig ist. Denn manche Vorschriften, die in der Vergangenheit gut waren, können weder in der Gegenwart noch in der Zukunft länger gut und wirksam sein.
Diese Worte Jesu bedeuten weder, dass man immer passiv bleiben soll angesichts von Beleidigungen und schlechter Behandlung, noch dass man immer alles akzeptieren, sich unterwerfen, alles ertragen und zum Schluss verschwinden soll. Vielleicht hat man seine Worte auf diese Weise verstanden, aber ich werde euch beweisen, dass er etwas anderes damit sagen wollte. Passiv sein, sich in sein Schicksal ergeben, sich niedermetzeln lassen – natürlich, wenn ihr kein Licht habt, dann bleibt euch nichts anderes übrig. Aber diese Moral schwacher und unwissender Leute darf nicht ewig andauern. Es steht nirgends geschrieben, dass die Spiritualisten, die Weisen, die Eingeweihten, die Söhne Gottes ewig unterwürfig, versklavt, geschlagen, niedergemetzelt bleiben sollen, um immer den Schwachsinnigen und Bösewichten den Sieg zu überlassen. Im Augenblick ist das noch so, weil die Menschen die Göttlichkeit verloren haben, sie haben die Sonnenkraft, das Feuer, die Wärme, das Licht, das Leben verloren; und da es nun einmal so ist, werden sie gezwungenermaßen geschlagen und misshandelt. Es wurde gesagt: »Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz seinen Geschmack verliert, ist es zu nichts mehr nütze und wird mit den Füßen zertreten« (Mt 5,13). O ja, wenn ihr euren Geschmack verloren habt, werdet ihr von den Menschen so lange mit Füßen getreten, bis ihr ihn wiedererlangt habt. Es wurde niemals angeordnet, dass man immer mit Füßen getreten werden soll. Aber da man hinabgestiegen ist, da man sich von Gott entfernt hat, hat man seine eigene Macht eingebüßt und ist allen gewalttätigen und unehrlichen Menschen ausgeliefert.
Zu der Zeit als Jesus sprach, mussten die Menschen Tugenden und Qualitäten entwickeln, die sie noch nicht besaßen: Vergebung und Erbarmen. Zu dieser Zeit herrschte nur das Gesetz der Gerechtigkeit: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Die neue Moral, die Christus brachte, sollte also die Menschen lehren, bestimmte Tugenden zu entwickeln. Anstatt immer nur mit groben Mitteln zu reagieren, mit Steinen oder Messern, sollten sie auf eine andere Art und Weise reagieren, mit edleren Mitteln, mit Mitteln auf höherem Niveau: mit Demut, Liebe, Geduld und mit Seelengröße. Das ist der Sinn der Worte Christi. Aber das, was er für jene Epoche sagte, gilt nicht für alle Ewigkeit. Er kommt wieder, um zu sagen: »Versteht mich richtig: Heute gibt es noch eine bessere Verhaltensweise. Wenn ihr eine Ungerechtigkeit erleidet, müsst ihr den Angriff erwidern, aber mit solcher Intelligenz, mit solcher Charakterstärke, solchem Wissen, solchem Licht, solcher Wärme, dass euer Feind erschüttert, geblendet, überwältigt sein wird durch die Kraft eures Lichtes. Überwältigt, das heißt umgewandelt! Nicht vernichtet, nicht getötet, nein – erneuert! Anstatt ihn zu töten, belebt ihr ihn, das heißt ihr führt ihn zu Gott. Wenn ihr dazu fähig seid, seid ihr ein wahrer Held, ein wahrer Sohn Gottes.«
Wozu sich auf so dumme Weise vernichten und seine Feinde siegen lassen? Man darf die Leute nicht töten, man darf ihnen nichts Böses antun, aber man sollte auch nicht die Rolle des ewig Besiegten annehmen. Man sollte sich vorbereiten, sich weiterentwickeln und wie die Sonne werden, mit einem so starken Licht, dass die Menschen, wenn sie euch mit ihren dummen grausamen Waffen angreifen wollen, nicht mehr wissen, wie sie ihre Kanonen auf euch richten noch wie sie euch umbringen sollen. Ja, ihr blendet sie und dann öffnet ihr ihnen die Augen, so wie Christus es mit Saulus auf dem Weg nach Damaskus getan hat. Christus hat Saulus geblendet, weil er die Christen umbringen wollte. Ein Lichtstrahl – und er war augenblicklich geblendet! Und Saulus wurde zu Paulus. Und nehmen wir an, es gelänge euch in gleicher Weise, die Leute für einige Minuten zu lähmen, und sie dann zu Kräften kommen zu lassen. Glaubt ihr, sie würden euch dann immer noch umbringen? Also, die neue Philosophie heißt nicht mehr schwach zu bleiben, den gewalttätigen und grausamen Menschen ausgeliefert, sondern wie die Sonne zu werden, damit sie euch weder beschmutzen noch treffen können, und wenn sie sich nähern, dann lasst ihr sie wie Wachs schmelzen.
Wir haben jedoch diese Größe, diese lichtvolle Fähigkeit noch nicht, weil wir noch niemals daran gedacht haben. Man hat die Schwachheit akzeptiert, man hat sich in unsinnige Philosophien geflüchtet, indem man die andere Wange, die andere Seite hingehalten hat. Nun, ihr könnt von mir aus alle Seiten hinhalten, es wird nichts nützen, ihr werdet eure Feinde nicht ändern, Sie werden euch weiter ohrfeigen und zum Schluss noch umbringen. Es ist jetzt an der Zeit, dass man diesen Satz anders versteht. Die andere Wange, die andere Seite, das ist die andere Seite von euch selbst, die Seite des Geistes, der Kraft, des Lichtes. Jesus zeigte seinen Feinden die andere Seite. Er sagte zu ihnen: »Ihr seid fähig, den physischen Körper einzusperren, ihn zu kreuzigen, ich aber zeige euch die andere, erhabene, unzerstörbare Seite: Ich zeige euch, wie ich den Tempel in drei Tagen wieder aufbauen kann. Also, ihr dürft zuschlagen!« Er zeigte die andere Seite und wandelte die ganze Erde um. Er hat die göttliche Seite gezeigt, nicht die irdische Seite, und er ist auferstanden!
Um den wahren Sieg über Schwierigkeiten und Feinde zu erringen, sind neue Sichtweisen und neue Methoden notwendig.
Die neuen Sichtweisen:
1. Wir selbst haben unsere Feinde geschaffen.
Wenn ein Gärtner nicht keimen sieht, was er nicht gesät hat, regt er sich nicht auf. Er sagt sich einfach: »Was willst du, mein Lieber, da du nun einmal keine Zeit gehabt hast, Karotten zu säen, hast du auch keine Karotten, aber du kannst Salat, Petersilie und Zwiebeln ernten, die hast du gesät.«
Wenn es sich um Früchte und Gemüse handelt, wissen die Menschen sehr gut Bescheid, aber sobald es sich um den Bereich der Seele und des Denkens handelt, glauben sie, Glück, Freude und Frieden ernten zu können, obgleich sie Gewalt, Grausamkeit und Boshaftigkeit gesät haben. O nein, sie ernten gleichfalls Grausamkeit, Gewalt und Boshaftigkeit. Anschließend regen sie sich auf und kritisieren. Sie sind keine guten Landwirte. Wenn die Menschen aufgeklärt, vernünftig und umsichtig wären, wenn sie sich überwachen würden, um keine finsteren und zerstörerischen Einflüsse zu säen und zu pflanzen, mit ihren Worten, ihren Gedanken durch ihre Schriften oder sonst irgendein Mittel, dann würde ihr Schicksal anders aussehen.
2. Es ist zwecklos, den Schwierigkeiten entfliehen zu wollen, sie verfolgen uns.
Jemand, der versucht, Anstrengungen und Schwierigkeiten zu entgehen, wird immer wieder neuen, noch größeren Schwierigkeiten begegnen. Statt dass man versucht, den Problemen zu entfliehen, muss man versuchen, sie zu lösen, sonst wird die zweite Situation noch schlimmer sein als die erste. Nur wenn man es schafft, ein Problem zu lösen, wird die folgende Veränderung Segen bringen. Wenn ihr eurer derzeitigen Situation, eurer Pflicht entkommen wollt, damit ihr eine angenehmere Situation vorfindet, bedeutet dies, dass ihr die strengen Gesetze, die das Schicksal regieren, nicht kennt.
Bevor ihr nicht das Problem gelöst habt, mit dessen Hilfe euch die unsichtbare Welt unterweisen möchte, könnt ihr nirgendwohin fliehen. Überall wo ihr hingeht, wird man euch eine andere noch schwierigere Lektion aufbürden. Die unsichtbare Welt wird sagen: »Du hast dort nichts gelöst, dann tu es hier.« Man sollte also nicht vor den Schwierigkeiten fliehen, sondern prüfen, ob man deren Sinn richtig verstanden hat, und dann das Notwendige tun. Wenn man spürt, dass man alles erfüllt hat, kann man überall hingehen, sogar in die Hölle, mit der allergrößten Ruhe, denn die Engel bereiten den Weg für diejenigen, die alles erfüllt haben.
3. Prüfungen beinhalten eine vertiefte Selbsterkenntnis.
Abraham liebte Isaak, und doch war er bereit, ihn zu opfern. Gott wollte prüfen, ob Abraham Ihn mehr liebte als seinen Sohn. Die Frage, ob man weiß, wen man mehr liebt, Gott oder das eigene Kind, stellt sich immer wieder, aber die Väter und Mütter ahnen nicht, dass es auch hierbei vielleicht etwas zu hinterfragen gibt. Gott wollte also Abraham prüfen und verlangte von ihm, dass er seinen Sohn opfere. Ihr werdet sagen: »Was? Der Herr war nicht hellsichtig genug, die Liebe Abrahams zu erkennen, Er musste es erst nachprüfen?« Nein, der Herr wusste schon im Voraus, was Abraham tun würde. Er sah sein Herz, seine Gedanken. Aber Abraham wusste nicht, was in ihm stärker war, und er musste es wissen. Dazu schickte Gott ihm diese Prüfung. Sie war nicht dazu da, Gott darüber zu unterrichten, sondern Abraham selbst. Genauso dienen alle Prüfungen, die Gott uns schickt, dazu, uns zu erkennen. Denn wir selbst wissen nicht, in welchem Maße wir widerstandsfähig, intelligent, stark, gut, großzügig oder schwach und dumm sein können. Man macht sich Illusionen und sagt: »Ich bin ein Genie, ich bin dies, ich bin jenes…«, aber angesichts einer kleinen Prüfung kapituliert man und versteht danach nicht, wie das überhaupt geschehen konnte. Und da Abraham den Herrn über alles liebte, wusste er: Da Gott ihm diesen Sohn gegeben hatte, konnte Er ihm diesen Sohn auch wieder wegnehmen.
4. Der Teufel ist ein treuer Diener Gottes
Ihr seid vielleicht einmal auf dem Land spazieren gegangen und habt manchmal ein kleines Hirtenmädchen mit ihren Kühen auf der Weide gesehen. Neben ihr einen schlafenden Hund, der das Mädchen sehr liebt und ihr gehorcht. Wenn sich nun einmal eine Kuh entfernt und auf die Nachbarweide will, sagt das kleine Mädchen zu dem Hund: »Lauf hin! Beiß sie!« und der treue Hund stürzt los und beginnt die Kuh ein bisschen in die Waden zu zwicken. So wird sie gezwungen, auf die Weide ihres Herrn zurückzukehren. Und auch der Hund kehrt zurück zu dem Mädchen, sehr zufrieden und bereit, ihren weiteren Befehlen zu gehorchen.
Das ist die Erklärung für die Rolle des Teufels. Solange der Mensch aufmerksam ist und die Gesetze nicht übertritt, solange er in dem vom Schöpfer bestimmten Bereich bleibt, wird er weder gequält noch verfolgt. Sobald er aber darüber hinausspaziert, sagt der Schöpfer zum Teufel: »Beiß ihn!« und der Teufel kommt und beißt ihn in die Waden, bringt ihm Ärger, Sorgen, rheumatische Leiden. – Der Teufel ist dem Anschein nach für den Menschen ein feindlicher Hund, sobald der Mensch jedoch zu beten beginnt und sagt: »Mein Gott, ich verstehe, dass ich einen Fehler gemacht habe, ich möchte ein Schüler und ein Weiser werden«, befiehlt Gott dem Teufel augenblicklich, ihn in Ruhe zu lassen und zurückzukehren.
Sogar die Geister des Bösen sind Diener. Sie gehen dorthin, wohin man sie schickt, sie gehorchen einem Befehl. Sie machen nicht, was sie wollen, sie haben nicht das Recht dazu. Übrigens, wenn ihr das Buch Hiob gelesen habt, könnt ihr das, was ich euch sage, bestätigen. Das Buch Hiob ist ein Einweihungsbuch, geschrieben von jemandem, der wissend war. Es heißt darin, dass Satan bei der Versammlung der Söhne Gottes anwesend war. Warum wurde er akzeptiert? Warum hat man ihn nicht weggejagt, wenn er doch Böses tut? Nein, er nahm teil und unterhielt sich mit dem Herrn, weil er Ihn um Erlaubnis bat, Hiob quälen zu dürfen, um ihn zu prüfen. Aber das Außergewöhnlichste dabei ist, dass Gott ihm Bedingungen für die Erlaubnis stellte. Das erste Mal hatte Satan nur das Recht, die Güter Hiobs anzutasten, nicht seine Person. Und er nahm ihm seine Herden, seine Diener und seine Kinder. Das zweite Mal erreichte Satan beim Herrn, Hiob Schmerzen zufügen zu dürfen, doch er musste ihn am Leben lassen. Ihr seht, Satan gehorchte jedes Mal. Er tat Hiob nie mehr zuleide, als das, was bestimmt war. – Manche Theologen und Kleriker hat es derart gestört, Satan im Gespräch mit dem Herrn zu entdecken, dass sie in Erwägung zogen, dieses Buch, das all ihren Vorstellungen widersprach, aus der Bibel zu streichen. Tatsächlich regt uns diese Erzählung zum Nachdenken an. Und alle die darüber nachdenken, müssen ihre Tiefgründigkeit anerkennen. Sie erweist sich als eine richtige Goldgrube! Die Versuchungen der Heiligen (und selbst der Weisen, der Propheten, denn glaubt nicht, dass nur der heilige Antonius auf so schreckliche Weise versucht wurde), all ihre Prüfungen waren gewollt, damit sie lernten, sich zu erkennen, sich den Problemen zu stellen und sich zu vervollkommnen.
5. Begrenzungen verstärken unseren Wunsch nach Freiheit.
Die unsichtbare Welt wirkt manchmal auf bestimmte Geschöpfe ein, um ihnen Grenzen und Zwänge aufzuerlegen, um in ihnen den Willen und den Wunsch zu erwecken, zu siegen und sich zu befreien. So wie beim Schießpulver: Ihr begrenzt es, schließt es ein und wenn ihr es anzündet, dann jagt es alles in die Luft. Aber wenn ihr ihm Raum gebt und es sogar anzündet, dann wird es doch nur »puff« machen, das ist alles. Wenn der Mensch es immer nur leicht hat, wird sein Leben nur »puff« machen, sonst nichts. Aber wenn er in Schranken gehalten wird und leidet, freut sich etwas in ihm. Das ist sein Geist, weil der Mensch sich darum bemühen wird, aus seinen Begrenzungen herauszukommen. Er leidet und jammert, doch sein Geist freut sich!
6. Das schrecklichste aller Leiden ist Einsamkeit: Sie lehrt uns, dass nur Gott unser Herz erfüllt und ihm die Fülle schenkt.
Einsamkeit ist das schrecklichste Leid, das den Menschen auferlegt werden kann. Deshalb will jeder im Leben einen Menschen neben sich haben, mit dem er seine Gedanken und seine Gefühle austauschen kann, einen Menschen, auf den er sich verlassen kann. Doch ist es schwierig, so einen Menschen zu finden. Wie viele Männer und Frauen haben davon erzählt und wie viele Bücher haben diese Angst, dieses Leiden beschrieben, das in der Unmöglichkeit begründet lag, eine Seele zu finden, mit der man sich austauschen konnte! Denn das Herz des Menschen kann nur durch Gott endgültig und vollständig ausgefüllt werden. Wer die Einsamkeit besiegen möchte, wer jeden Tag fühlen möchte, dass er nicht allein ist, dass unsichtbare Wesen um ihn herum sind, dass er von einer unermesslichen Präsenz aus Freude und Glück erfüllt ist, der muss sich mit Gott vereinen.
Einsamkeit ist ein Bewusstseinszustand, den selbst die größten Wesen kennen. Jesus selbst hat diesen dunklen und verlassenen Bereich durchquert, als er sagte: »Mein Vater, warum hast du mich verlassen?« Alle werden eines Tages diese unbeschreibliche Einsamkeit kennen lernen. Warum? Weil sich Glaube, Hoffnung und Liebe nicht entwickeln, wenn man glücklich, zufrieden und von Freunden umgeben ist. Nur wenn man innerlich allein und verlassen ist, aber dennoch Glaube, Hoffnung und Liebe bewahrt, indem man sich auf das innere, geheime, verborgene Wesen stützt, das allein fähig ist, uns zu helfen, kann die unsichtbare Welt unsere Stärke prüfen. Es gibt kein anderes Mittel, die Einsamkeit zu überwinden, als sich auf das Wesen zu stützen, das alle Welten und alle Sterne erhält. Man muss an dieses unsterbliche Wesen glauben, Es lieben und auf Es hoffen.
7. Unsere Einschätzung von Gut und Böse spiegelt unseren Entwicklungsgrad wider
Was für die einen etwas Schlechtes ist, das ist für die anderen etwas Gutes. Es gibt Wesen, die im Feuer leben und nicht verbrannt werden. Das Feuer ist also nichts Schlechtes für sie. Für den Menschen ist das Schlangengift der Kobra tödlich, doch gibt es Tiere, für die bleibt das Kobragift ohne Wirkung. Oder noch einfacher, nehmt als Beispiel einen Kranken im Krankenhaus. Seine Augen sind entzündet und er verträgt kein Licht. Für alle anderen ist das Licht etwas sehr Gutes, für ihn hingegen ist es etwas Schlechtes. Die Menschen beurteilen das Böse nach ihren Unvollkommenheiten, ihren Schwächen. Die Eingeweihten hingegen haben andere Rückschlüsse zu diesem Thema gezogen. Sie sagen uns: »Das, was ihr das Böse nennt, ist in Wirklichkeit gar nicht böse. Es ist für den Moment ein bedrohlicher Aspekt, weil ihr schwach und krank seid.«
Wir können zur Thematik des Bösen keine im eigentlichen Sinn wahre Aussagen machen und entsprechende Schlussfolgerungen ziehen. Das, was wir ausdrücken, spiegelt nur unsere persönlichen Auffassungen wider. Andere äußern sich ganz anders, weil sie es geschafft haben, das Böse zu benutzen und weil es für sie dadurch zum Guten geworden ist.
Es waren einmal drei Einsiedler, die sich in den Wald zurückgezogen hatten, wo sie beteten und meditierten, weil sie vollkommen werden wollten… Da geht jemand vorbei und gibt dem ersten eine Ohrfeige. Was macht dieser? Er steht auf und gibt ihm zwei Ohrfeigen zurück! Bei ihm besteht wirklich Hoffnung auf Vollkommenheit! – Der zweite bekommt auch eine Ohrfeige, steht auf, um zu antworten, doch er setzt sich wieder. Er hatte wenigstens Selbstbeherrschung gelernt. – Was den dritten betrifft, der bemerkte es nicht einmal, dass er eine Ohrfeige bekommen hatte und meditierte weiter. Ihr seht also, es gibt verschiedene Grade! Der erste gehört zur Kategorie der gewöhnlichen Menschen, die einen Gegenangriff immer nach den Maßstäben der Gerechtigkeit führen… oder sogar nach der Ungerechtigkeit! Der zweite gehört zur Kategorie derer, die sich beherrschen, weil sie nachdenken. Er sagte sich: »Das ist nicht der Mühe wert, sonst wird die Sache nur noch komplizierter.« Was den dritten betrifft, er ist schon so weit entwickelt, dass er seinen Feind nicht einmal mehr sieht.
8. Der Gegensatz zwischen Gut und Böse ist nur Schein. Sie sind zwei gegensätzliche Kräfte, die gemeinsam das große Rad des Lebens in Bewegung halten.
Wenn man in der Vergangenheit – und in einigen Ländern sogar heute noch –, ein Rad drehen wollte, das dazu diente, Korn zu mahlen oder Wasser aus einem Brunnen zu pumpen, so zogen Menschen oder Tiere an den gegenüberliegenden Seiten des Rades. Die einen zogen scheinbar in die eine Richtung, die anderen in die andere Richtung. Sie schienen in zwei verschiedene Richtungen zu arbeiten, doch nur so konnten sie das Rad drehen.
Das Gute und das Böse ziehen also auch am selben Rad. Würde nur das Gute existieren, könnte es das Rad nicht drehen. Das Gute ist nicht im Stande, die ganze Arbeit zu leisten, wenn das Böse ihm nicht dabei hilft. Ihr sagt, das Böse sei doch eine entgegengesetzte Kraft. – Ja, aber genau das ist das Entscheidende, die Kraft muss in entgegengesetzter Richtung wirken!
Die Frage von Gut und Böse ist nicht einfach zu lösen. Ist das, was die Menschen gewöhnlich als das Böse bezeichnen, für den ganzen Kosmos etwas Böses? Und wie oft ist etwas Böses, worüber sich jemand beklagt, für einen anderen etwas Gutes! – Und wenn die Autos auf den Straßen in zwei entgegengesetzte Richtungen fahren, wo ist da das Böse? Sie dürfen nicht zusammenstoßen, das ist alles. Es ist nichts Böses daran, dass der venöse und der arterielle Blutkreislauf sich in zwei entgegengesetzte Richtungen bewegen, doch dürfen sie sich nicht vermischen, sonst erkrankt man an Blausucht (Cyanose). Es ist auch nichts Böses daran, dass jede Stadt eine Kanalisation hat, um alles wegzutransportieren, was die Leute ausscheiden, aber man sollte nicht hineinfallen! Und so ist es auch mit vielem anderen. Das Böse befindet sich also nicht in den gegensätzlichen Kräften, denn diese verrichten eine Arbeit, doch wenn diese Kräfte zusammenstoßen, anstatt die von der kosmischen Intelligenz bestimmte Arbeit zu verrichten, wenn sie sich bekämpfen, sich gegenseitig ausrotten, dann entsteht das Böse. Es ist wie bei Feuer und Wasser. Wie viele außergewöhnliche Dinge kann man hervorbringen, wenn man Wasser auf ein Feuer stellt, aber immer mit einer Trennwand dazwischen, die die beiden auseinander hält, sonst würde das Feuer das Wasser zum Verdunsten bringen und das Wasser das Feuer löschen, was in allen Bereichen des Lebens geschieht, wenn der Mensch unwissend ist. Kräfte und Gifte sind nur für den Menschen schädlich, der nicht genug Wissen hat und auch nicht stark genug ist, um sie zu nutzen. Aber für die Natur gibt es das Böse nicht.
9. Für den universellen Geist existiert das Böse nicht.
Für diejenigen, denen es gelungen ist, so zu denken wie der universelle Geist, gibt es weder Unreinheit noch Hässlichkeit noch das Böse. Für den kosmischen Geist ist das Universum eine Harmonie, in die kein Missklang eindringen kann. Sicher, wenn man die Welt von einer niederen Ebene aus betrachtet, ist alles weder vollkommen schön noch gut. Aber wenn man von sehr hoch oben aus die unermessliche Weite betrachtet, so ändert sich alles und selbst wenn es sich um Unglück oder um Krieg handelt, wird man auch das anders betrachten.
Wenn ihr kocht und die Nahrungsmittel zerkleinert und mischt, so würden diese, wenn sie ein Bewusstsein hätten, sagen, dass ihr grausam, ungerecht, ohne Mitleid seid, sie so zu martern. Doch ihr, die ihr die Dinge anders betrachtet, ihr fühlt euch nicht schuldig und sagt einfach: »Ich mache ein Brot, das sich alle schmecken lassen werden.« Wenn ihr die Meinung der Trauben hören wollt, die man in der Presse zerdrückt, was würden sie wohl sagen? Und dennoch, es wird nur gemacht, um Wein zu erzeugen!
Wenn ihr großen Prüfungen unterworfen seid und alles in euch zerbricht und ins Wanken gebracht wird, bedeutet das, dass der Himmel sich entschlossen hat, euch zu essen, das heißt, euch anzunehmen, euch oben unter den Auserwählten zu empfangen. Er säubert euch, er entfernt alle unverdaulichen Elemente und behält nur das zurück, was gut für sein Festessen ist. Selbst die Apostel wurden zermahlen und in Stücke geteilt, bevor sie angenommen und vom Herrn gegessen, das heißt an Seinem Tische zu Seinem Ergötzen empfangen wurden. Das ist die Bedeutung der großen Prüfungen. Und diese Prüfungen sind nur deshalb noch nicht eingetroffen, weil der Himmel euch noch nicht reif dafür befindet und würdig genug, gegessen zu werden.
Die neuen Methoden
1. Das innere Leben stärken
Als Schüler müsst ihr lernen, die äußeren Bedingungen zu überwinden. Wenn ihr euch niedergedrückt fühlt, dann bedeutet das, dass ihr in ein Milieu geraten seid, das stärker ist als ihr, das euch begrenzt und erdrückt. Um diese Zustände zu besiegen, müsst ihr euch innerlich stärken. In dem Moment, in dem ihr innerlich stärker werdet, findet ihr euch leichter mit den äußeren Bedingungen zurecht. Wer immer ihr auch seid, wenn das äußere Milieu stärker ist als ihr, versinkt ihr im Misserfolg und ihr unterliegt.
Wenn es regnet, hagelt oder schneit, wenn Wind und Sturm losbrechen, wie verhält man sich dann? Man denkt nicht daran hinauszugehen, um gegen die Kräfte der Natur zu kämpfen, man kümmert sich um das Haus. Man ersetzt die vom Wind zerbrochenen Fensterscheiben, man stopft die Löcher zu, durch die der Regen einsickert. Ist das Haus dann verstärkt und gesichert, ist man beruhigt.
Warum machen wir innerlich nicht das Gleiche? Anstatt gegen das Böse anzukämpfen, muss man sich stärken, um besser widerstehen, besser begreifen, besser handeln zu können. Dort also, wo die anderen unterliegen, ist man dann widerstandsfähig und unverwundbar.
Selbst Erzengel Michael hat das Böse nicht ausgerottet, er hat den Drachen nicht getötet, er hat ihn in Ketten gelegt und gezähmt. Und wir, die wir so viel weniger stark und mächtig sind als Erzengel Michael, warum sollten wir kämpfen in der Hoffnung, das Böse auszurotten?
2. Schwächen und Laster benutzen, um daraus Kräfte zu schöpfen. Die Veredelung.
Wir halten alles, was uns stört, für einen Feind. Nun, man muss diesen Feind genauer betrachten. Für den primitiven Menschen war das Feuer ein Feind, Blitz und Wasser waren Feinde, Wind, Erde und Tiere, alle waren Feinde und der Mensch kämpfte mit ihnen und starb in diesen Kämpfen. Dann, im Laufe der Zeit, begann er, diese Kräfte zu zähmen und er entdeckte, wie nützlich sie sein können.
Was der Mensch bezüglich der Elemente verstanden hat, kann auch für andere Ausdrucksformen des Lebens angewendet werden, im psychischen Bereich zum Beispiel. Anstatt vor jeder Kleinigkeit zu fliehen, die euch beunruhigt, wie zum Beispiel Sinnlichkeit, Zorn, Eitelkeit, Eifersucht usw., erforscht diese Regionen, versucht sie kennen zu lernen und zu sehen, was sie enthalten. Das ist Wagemut! Dieser Mut und diese Initiative werden euch dazu bringen, dass ihr versteht und entdeckt, dass dieses Böse, das ihr für einen Feind hieltet, in Wirklichkeit ein Freund ist, der euch Geschenke bringt. Jetzt kommt die Epoche, in der die Menschheit eine andere Einstellung dem Bösen gegenüber haben wird und in der sie mit pädagogischen Methoden unterrichtet wird, die sie von all ihren inneren Begrenzungen befreien werden.
Die Christen sprechen immer davon, das Böse auszurotten, zu töten. Doch sie verlieren in diesem Kampf ihre Kräfte, ihre Energien, ihre Arbeiter und verbleiben in der Schwäche. Das ist wahrlich keine gute Methode, man muss sie ersetzen. Das lernt man in einer Einweihungsschule. Anstatt immer zu kämpfen, anstatt alles Störende zu entwurzeln, auszureißen und zu töten, lernt der Schüler, es zu benutzen.
Ihr kennt die Technik der Baum-Veredelung, des Pfropfens. Auf dem Zweig eines wilden, sehr kräftigen Birnbaums, der aber nur saure Früchte hervorbringt, befestigt ihr zum Beispiel den Ast eines Birnbaumes von ausgezeichneter Qualität, der dann von der Kraft des wilden Baumes profitiert, und ihr habt danach wunderbare Birnen. Die Menschen sind in dieser Technik Experten geworden, doch sobald es sich um den psychischen oder spirituellen Bereich handelt, sind sie vergleichsweise unfähig und ungeschickt.
Also, wie soll man vorgehen? Nehmt an, ihr hättet eine sehr sinnliche Liebe, deren Auswirkungen ihr sehr fürchtet. Das ist zum Beispiel eine wilde, großartige, unwiderstehliche Kraft. Darauf könnt ihr ein Reis aufpfropfen. Man muss dazu aber den Zweig einer anderen Liebe finden, einer reinen, edlen, erhabenen Liebe und diesen aufpfropfen. Dann werden die Säfte, die eure niedere Natur erzeugt, aufsteigen und in diesen Ästen zirkulieren, das heißt, durch diese neu angelegten Bahnen in eurem Gehirn. Sie werden außergewöhnliche Früchte hervorbringen, eine enorme Liebe, die euch Verzückung und unbeschreibliche Inspirationen bringt. Dasselbe könnt ihr auch mit anderen Schwächen machen: mit der Eitelkeit, mit dem Zorn, mit der Eifersucht, usw.
3. Sich nicht durch seine Schwächen aufhalten lassen…
Man sollte sich nicht immer an die Fehler erinnern, die man einmal gemacht hat, außer um daraus eine Lehre für die Zukunft zu ziehen. Vergesst, was schon alt ist, sprecht nicht mehr darüber. Das ist ein Gesetz der neuen Lehre. Sagt nicht jeden Augenblick zu Gott: »Ich bin unwürdig, ich bin ein Sünder«, um Ihm angeblich eure Demut zu zeigen. Der Herr braucht es nicht, diese Art von Dingen zu hören. Sagt im Gegenteil: »Mein Gott, ich bin Dein Sohn, hilf mir, Deine Weisheit, Deine Kraft, Dein Licht zu offenbaren. Hilf mir, aus meinen Schwierigkeiten herauszukommen, damit ich Dich auf der Erde verherrlichen kann, so wie Dich die Engel im Himmel verherrlichen.« Wahre Demut ist, selbst wenn man eine wahrhaft ruhmvolle Tat ausgeführt hat, zu sagen: »Nicht mir, Herr, sondern Deinem Namen gebührt der Ruhm für diese Tat.«
…sondern Verbündete im Himmel suchen.
Alle wissen instinktiv, dass man Verbündete braucht, um siegen zu können. In den Verwaltungen und in der Politik kennt man nur das. Wenn zwei Länder sich bekriegen, suchen sie Bündnispartner in anderen Ländern, damit sie mächtiger werden und sich die Waagschale auf ihre Seite neigt; sogar in Zeiten des Friedens wird es so gehandhabt. Warum sollte sich dann der Mensch nicht auch einen Verbündeten suchen, um das Böse in sich zu besiegen? Er muss jemanden finden, der stärker, mächtiger und reicher ist als er. Nun, dieser jemand ist der Himmel, der ganz nah da ist. Man sagt zu den Wesen oben: »Hört, kommt und unterstützt mich, denn ich bin schwach, ich komme allein nicht zurecht.« Oben ist man immer besser gerüstet, um einzugreifen und zu siegen.
4. Den Ort wechseln zur rechten Zeit.
An einem Tag, an dem ihr bekümmert oder müde seid oder den Eindruck habt, dass alle gegen euch sind, legt ihr euch schlafen, das heißt, ihr steigt in die andere Welt hinauf, und wenn ihr wieder aufwacht, fühlt ihr, dass sich alles verändert hat. Was ist geschehen? Ihr seid ganz einfach geflohen und diejenigen, die euch verfolgten, konnten euch nicht folgen. Natürlich kann man diese Sprache nur verstehen, wenn man die Einweihungswissenschaft kennt. Die materialistische Wissenschaft wird euch nur erklären, dass sich der Mensch regeneriert, weil während des Schlafes bestimmte Schlacken beseitigt wurden. Dem Anschein nach ist das richtig. Doch gäbe es keine segensreichen Kräfte, die dem Körper helfen würden sich zu reinigen, dann würde auch der Schlaf keine Ergebnisse bringen. Man muss wissen, wie und warum man sich von einem Ort zu einem anderen begibt. Wenn ihr traurig seid, wenn es Dinge in euch gibt, die nicht richtig funktionieren, so wechselt die Welt, geht dorthin, wo ihr ihnen entkommt. Wenn sich der Kummer im Herzen befindet, dann geht in den Verstand. Und wenn er sich im Verstand befindet, dann geht ins Herz. Wenn man euch auch in der Seele verfolgt, dann flieht in den Geist. Und im Geist kann euch niemand erreichen.
5. Das Beispiel des Baumes
Oft hat man unter schwierigsten Bedingungen die größten Möglichkeiten, sein inneres Wesen zu verbessern, gerade aus dem Grunde, weil im Äußeren alles fehlt.
Beobachtet, wie der Baum dieses Problem löst. Im Wald stehen die Bäume so dicht gedrängt, dass sie sich gegenseitig ersticken und daran hindern, sich auszubreiten. Einer von diesen Bäumen sagt nun: »Welch schwierigen Bedingungen hat man mich ausgesetzt!« Doch er findet trotzdem eine Lösung. Er kann sich nicht ausbreiten, das ist richtig, aber nichts hindert ihn daran, in die Höhe zu wachsen. In dieser Richtung ist der Raum frei, es gibt keine Hindernisse mehr.
Dasselbe gilt für den Menschen. Wenn ihr Schwierigkeiten begegnet, wenn ihr euch vorne, hinten und seitlich behindert fühlt, zögert nicht, geht nach oben, erhebt euch, das heißt, betretet den spirituellen Bereich, geht auf Gott zu! In dieser Richtung kann nichts eure Anstrengungen behindern.
6. Das Beispiel der Perlenauster
Wie geht die Auster vor, um eine Perle herzustellen? Zuerst ist da ein Sandkorn in ihre Schale gefallen. Und dieses Sandkorn ist eine Schwierigkeit für die Auster, es stört sie: »Ach«, sagt sie sich, »wie kann ich es loswerden? Es kratzt mich, es juckt mich. Ich habe aber weder Arme noch Beine, um ihm einen Stoß zu geben, was soll ich tun?« Sie beginnt zu überlegen, sie konzentriert sich, sie meditiert und schon beginnt sie, eine spezielle Substanz abzusondern, mit der sie dieses so störende Sandkorn einhüllt, sodass es glatt, blank und samtig glänzend wird. Und wenn ihr das gelingt, ist sie zufrieden und sagt sich: »Ich habe eine Schwierigkeit beseitigt!«
Die Perlenauster wollte die Menschheit etwas lehren, aber die Menschen sind so beschränkt, dass sie die Lektion nicht begriffen haben. Wie sieht diese Lektion aus? Ihr sollt es genauso machen! Warum hüllt ihr eure Schwierigkeiten, alles, was euch stört, nicht in eine lichtvolle, in allen Regenbogenfarben schillernde Substanz ein? Ihr hättet dann unbeschreibliche Reichtümer in euch. Das sollten die Schüler begreifen: Sie müssen ihre Schwierigkeiten bearbeiten, um daraus kostbare Perlen zu machen.
7. Das Beispiel der Sonne
Wahre Macht besteht nicht darin, die Leute herumzukommandieren, zu schlagen, zu bestrafen oder sie umzubringen, sondern darin, sie so zu erwärmen, dass sie nicht mehr widerstehen können und sich ausziehen. Nur die Sonne besitzt diese Macht. Sie sagt zu jemandem: »So, so! Du willst dich mir widersetzen? Ich habe dir doch gesagt, du sollst deinen Mantel ausziehen!« – »Aber ich will nicht!« – »Du willst nicht? Du wirst schon sehen!« Sie beginnt ihn zu erwärmen und dort, wo weder Regen noch Wind noch Unwetter noch Schnee Erfolg hatten, dort triumphiert die Sonne: Der Mensch zieht seinen Mantel aus.
Das bedeutet: Wenn ihr wollt, dass die Menschen ihre Schwächen, ihr Elend, ihre Krankheiten, ihre Bosheiten ablegen, müsst ihr sie mit eurer Liebe erwärmen. Es gibt kein anderes Mittel.
8. Seine Feinde lieben und versuchen, sie in Gebet und Meditation einzubeziehen
Liebt eure Feinde, um euch vor ihnen zu schützen. Wenn ihr sie verabscheut, verachtet oder hasst, bekommt eure Aura Risse und durch diese Risse entsteht eine Verbindung mit allem Negativen und Schädlichen in ihnen. Ist ihre Boshaftigkeit und ihr Hass einmal in euch hineingelangt, beginnen sie euch zu zerstören.
Aus diesem Grund sagte Jesus: »Liebet eure Feinde« (Mt 5,44). Jesus kannte diese großen Gesetze, er wusste, wenn man jemanden verabscheut, dringt sein Gift in unsere Aura ein und man wird verwundbar. Um sich zu schützen, muss man die uneinnehmbare Festung der Liebe betreten. Die Liebe ist der größte Schutz gegen Feinde. Seine Feinde zu lieben gehört zu den am schwierigsten zu verwirklichenden Dingen, doch ist es das einzige Mittel, sich vor ihnen zu schützen.
Jesus hat diese Moral von der Sonne gelernt, denn nur der Sonne ist es gelungen, diesen erhabenen Grad der Liebe umzusetzen. Ob ihr sie anerkennt oder nicht, ob ihr gerecht seid oder kriminell, die Sonne weigert sich niemals, euch zu erhellen, euch zu erwärmen und Leben zu spenden. Einzig und allein die Sonne hat dieses Problem gelöst.
Wenn sich der Mensch einer göttlichen Arbeit weiht, braucht er weder das Böse noch den Tod zu fürchten.
Wenn ihr für den Himmel arbeitet, wenn ihr für die Wahrheit, für das Licht, für das Reich Gottes arbeitet und nicht für euch selbst, um eure rein persönlichen Wünsche zu befriedigen, dann braucht ihr, was immer euch auch passiert, was immer man euch auch sagt und wie immer man euch auch behandelt, keine Angst haben, ihr braucht weder stehen bleiben noch den Mut verlieren, denn ihr seid auf dem rechten Weg, das ist sicher und gewiss. Wenn ihr zurückweicht, dann beweist das, dass ihr nicht ganz uneigennützig seid. Ihr wollt nichts für die Wahrheit riskieren, ihr arbeitet nicht für sie, sondern für euch selbst. Alle, die für die großen Pläne des Herrn arbeiteten, hatten niemals Angst, niemals, was auch immer geschah.
Der Mensch ist genauso mächtig wie Gott.
Der Mensch ist genauso mächtig wie Gott. Es steht immerhin geschrieben, dass er nach Seinem Bilde erschaffen wurde und Ihm ähnlich ist. Warum ist er dann in Wirklichkeit so schwach? Weil er noch nicht weiß, wo seine Kraft liegt. Die Kraft des Menschen liegt in seiner Macht, »nein« zu sagen. Das bedeutet, dass ihn niemand auf der Welt zwingen kann, etwas zu tun, was er nicht will. In diesem Bereich ist er genauso mächtig wie Gott. Wenn sich die ganze schwarze Loge gegen ihn verbündet, um ihn zu einem bestimmten Handeln zu veranlassen und er sich dem widersetzt, kann sie ihn nicht dazu zwingen. Deshalb könnte der Mensch über allen Verführungen, über allen Versuchungen und allen Verbrechen stehen, sofern er erkennen würde, worin seine Macht liegt. Begeht er ein Verbrechen, so heißt das, er hat zugestimmt. Die Geister der unsichtbaren Welt haben die Mittel und die Möglichkeiten, den Menschen zu versuchen, aber sie haben keinerlei Recht, ihn zu zwingen. Nur aus der Unkenntnis seines göttlichen Ursprungs heraus, begeht der Mensch alle Verbrechen.
Zum Thema Selbstmord
Nehmen wir an, die Menschen verhielten sich euch gegenüber sehr schlecht. Was immer ihr auch tut, trotz eurer Freundlichkeit, eurer Sanftmut, eurer Güte, regnet es euer ganzes Leben Ungerechtigkeiten auf euch herab. Schließlich findet ihr das so grausam, dass ihr euch fast umbringen wollt. Ihr lehnt euch sogar gegen den Himmel auf. Doch es gibt dabei noch einen Punkt, den ihr nicht richtig verstanden habt. Deshalb schickt euch der Himmel weiterhin Prüfungen, immer die gleichen. Angenommen ihr seid in einem anderen Leben bestimmten Wesen gegenüber grausam gewesen. Um euch zu zeigen, wie sehr ihr sie habt leiden lassen, sind sie es jetzt, die das Gleiche machen, und ihr versteht nicht, dass ihr selbst die Schuld daran tragt.
Wenn es nicht so wäre, müssten euch alle lieben, euch helfen, euch respektieren, das ist ein Gesetz. Also, obwohl die Ungerechtigkeiten euch gegenüber derartig auffällig sind, müsst ihr aus eurem Kopf die Vorstellung von Ungerechtigkeit vertreiben. Denn tatsächlich ist die sichtbare und wirkliche Ungerechtigkeit eine unsichtbare Gerechtigkeit. Aus dem einen oder anderen Grund verdient ihr, was euch geschieht. Entweder ihr zahlt eine Schuld oder ihr müsst eine Wahrheit lernen, die ihr noch nicht kennt oder aber ihr müsst stärker werden, zu einem Genie, einem Riesen, einem Koloss.
Was die Menschen daran hindert, sich weiterzuentwickeln, ist der Gedanke, die Schwierigkeiten oder das Unglück, das ihnen zustößt, seien das Ergebnis von Ungerechtigkeit: Das Schicksal ist ungerecht und selbst der Herr ist es; sie hätten Besseres verdient. Wie können sie überhaupt wissen, dass sie Besseres verdient hätten? Sie kennen sich doch gar nicht. Sie kennen weder ihre Vergangenheit noch ihre Gegenwart und wie viel weniger ihre Zukunft! Wie können sie dann ein Urteil fällen? Selbst wenn in einem Prozess die Richter einen Unschuldigen verurteilen (wie oft hat es in der Geschichte Gerichtsirrtümer gegeben!), so steht hinter dieser Ungerechtigkeit in Wirklichkeit eine Gerechtigkeit. Das kann sogar den Heiligen, den Eingeweihten, den großen Meistern passieren. Sie wurden gehängt, verbrannt, gekreuzigt. Dem Anschein nach war es ungerecht, doch in Wirklichkeit war es das nicht. Die Vierundzwanzig Ältesten sind die Einzigen, die absolut gerecht sind. Diese Prüfungen wurden ihnen also geschickt, um entweder eine Schuld zu bezahlen oder um ihnen bestimmte Wahrheiten verständlich zu machen, die sie ohne sie nicht verstanden hätten oder aber, um stark, mächtig und unbesiegbar zu werden.
Manche glauben den Schwierigkeiten entgehen zu können, indem sie sich umbringen. Tatsächlich ist es danach nur noch schlimmer, weil man nicht das Recht hat, sich vorzeitig davonzumachen. Sonst muss man danach zweimal, dreimal so teuer bezahlen, denn es gibt da oben keinen Platz für denjenigen, der fliehen wollte und man will ihn nicht aufnehmen. Er muss so lange leiden, wie er noch auf der Erde zu leben gehabt hätte.
Das Verhalten desjenigen, der sich das Leben nimmt, ist äußerst verwerflich. Zunächst einmal ist er unwissend, denn er kennt nicht den Grund der Prüfungen, die er durchstehen muss. Als Nächstes ist er hochmütig, weil er besser als die Vierundzwanzig Ältesten weiß, was er verdient hat. Schließlich ist er schwach, denn er erträgt die Schwierigkeiten nicht. Also Unwissenheit, Hochmut und Schwäche. Und die unsichtbare Welt ist unzufrieden, weil er seinen Posten verlassen hat.
Die meisten Menschen glauben, sie seien auf die Erde gekommen, um in Vergnügungen, Glück, Reichtum und Erfolgen zu leben. O nein, sie sind auf die Erde gekommen, um ihre Schulden zu bezahlen, um zu lernen und um stärker zu werden. Deshalb kann der Himmel einen Menschen nicht schätzen, der sich dazu entschließt, sich umzubringen, denn er stellt sich damit über die Herren aller Schicksale. Und die Leiden, die er danach auf sich nehmen muss, sind unbeschreiblich. Damit gebe ich euch Einblick in die Wahrheiten der Einweihungswissenschaft.