Die Brüderlichkeit

Die Brüderlichkeit

Wenn ihr morgens die Sonne betrachtet, so betrachtet ihr den zentralen Punkt, den Geist, das Auge Gottes. – Ihr solltet die Sonne immer mit dem Wunsch betrachten, euch dem Zentrum, eurem Zentrum zu nähern. Durch das alleinige Betrachten der Sonne nähert ihr euch dem Zentrum des Sonnensystems und dasselbe Phänomen geschieht in euch selbst: Euer Bewusstsein nähert sich eurem eigenen Zentrum, eurem Geist, Gott, und ihr findet Licht, Frieden, Freiheit und Kraft. An dem Tag, an dem ihr euch entschließt, diese Arbeit bewusst auszuführen, werdet ihr fühlen, dass zwischen der Sonne und euch Wellen zu kreisen beginnen, die Formen, Farben und eine neue Welt erschaffen.

Ihr sagt alle, ihr wüsstet, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Ja, ihr wisst es theoretisch, aber in der Praxis handelt ihr, als ob sich die Sonne um die Erde drehen würde. Deshalb wiederhole ich: “Solange ihr nicht versucht, das Zentrum zu finden, den göttlichen Teil in euch, um dort zu leben, von dort aus alles zu betrachten und zu handeln, findet ihr die Wahrheit nicht. Alles erscheint euch in einer trügerischen Form.”

Die Illusion der geozentrischen Weltanschauung ist ein Irrtum, der durch die Personalität in uns aufrechterhalten wird: Wir halten uns für voneinander getrennte Wesen!

Die Philosophie des Getrenntseins ist eine Illusion, »Maya«. »Ihr seid dort, ich bin hier, wir sind unterschiedliche Wesen, wir können uns weder verstehen noch lieben noch miteinander arbeiten, wir sind gezwungen, uns zu bekriegen… Und warum? Weil wir unterschiedliche Wünsche, Gefühle und Neigungen haben.« Genau das bedeutet »Maya«, das bedeutet Personalität. Sie ist so begrenzt, dass man sich ständig als getrennt von den anderen und vom Universum versteht.

Die Täuschung besteht darin, dass wir uns vom universellen Leben getrennt glauben, von dem »einzigen Wesen«, das überall ist, das wir aber weder fühlen noch verstehen können, weil unser niederes Ich uns daran hindert. Aber sobald man beginnt, durch Studium und Meditation sich selbst wiederzufinden, versteht man, dass es nicht zwei, drei, vier oder eine Vielzahl getrennter Wesen gibt, sondern dass es eines gibt, ein einziges Wesen, das mit allen anderen arbeitet, sie belebt, sich durch sie hindurch äußert, selbst ohne dass sie sich darüber im Klaren sind, ein einziges Wesen, das all ihre Manifestationen lenkt und anordnet, ein Höheres Ich. Diejenigen, die das erfasst haben, sind fähig, sich zu lieben, sich nicht mehr zu entzweien, sich nicht mehr zu bekriegen, sich eins zu fühlen. Für sie ist die ganze Welt ein kollektives Wesen und dank dieser Betrachtungsweise sind sie fähig, sich frei zu machen von allem, was niedrig ist, von allem, was Trennung ist, d. h. von der Personalität. So steht also die Tendenz, sich zu isolieren, sich abzusondern, jedes Wesen als Gegner, den man bekämpfen muss, zu betrachten, im Gegensatz zu der Philosophie des Jnani-Yoga, welche lehrt, dass es dem Schüler gelingen muss zu entdecken, dass es nur ein einziges Wesen gibt, Gott selbst und dass alle anderen, alle Geschöpfe, nur Gedanken in Seinem Kopf sind. Auf diese Weise kann es deshalb in Zukunft weder Kriege noch Feindschaften geben.

Im Gegenteil, eine heliozentrische Weltanschauung bedeutet, dass alle Wesen sich als lebendige Einheit erfahren. Diese Erfahrung

– begründet die Moral,
– gibt der Psychologie ihre Wahrheitsgrundlage,
– verbessert das soziale Leben,
– ist die Bedingung für das zukünftige Miteinander der Menschen auf der ganzen Welt.

1. begründet die Moral

Die Moral hat sich bei den Menschen entwickelt, als in ihnen die Sensibilität für alles Kollektive, Universelle und Kosmische erwachte. Diese Fähigkeit ermöglichte es ihnen, sich in Seele und Herz der anderen hineinzuversetzen und auch selbst den von ihnen verursachten Schmerz zu spüren, wenn sie ihnen Leid zufügten. Also haben sie verstanden, dass man alles, was man den anderen antut, eigentlich sich selbst antut. Natürlich ist dem Anschein nach jedes Wesen von den anderen isoliert und getrennt, aber in Wirklichkeit gibt es einen geistigen Teil in jedem Menschen, der Bestandteil der Gemeinschaft ist, der in allen Geschöpfen lebt. Wenn dieses Bewusstsein in euch erwacht ist und ihr schlagt jemanden, so bekommt ihr durch ihn hindurch den Schlag, weil euer Wesen, das in das ganze Universum eingeflossen ist, zu einem kollektiven Wesen geworden ist.

Die Moral wird von den Zeitgenossen nicht akzeptiert, weil sie sie nicht fühlen. Für sie ist die Moral eine mehr oder weniger intellektuelle bzw. philosophische Konstruktion. Aber sobald man beginnt, ein gemeinschaftliches Leben zu leben, kann man nicht mehr damit fortfahren, den anderen Schaden zuzufügen, weil man der Erste ist, der dann leidet.

2. gibt der Psychologie ihre Wahrheitsgrundlage

Den Menschen fehlt es an psychologischem Verständnis, weil sie zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind. Sie sind übrigens nicht einmal interessiert daran. Sie leben, als wären sie blind geworden durch den Schleier ihrer niederen, egoistischen, persönlichen Natur, die sie daran hindert zu verstehen, was im Kopf oder im Herzen der anderen vorgeht. Selbst diejenigen, die lieben, schaffen es nicht, durch diesen Schleier hindurchzusehen. Dann sind sie manchmal erstaunt über Veränderungen, die sie plötzlich bei ihrer Frau, ihrem Mann, ihren Kindern oder ihren Freunden bemerken. Sie hatten diese Veränderungen weder vorher gesehen noch vorher gefühlt.

Nur derjenige, der seine niedere Natur bemeistert hat und der fähig geworden ist, sein Eigeninteresse zu vergessen, kann die menschliche Psyche ergründen. Er beginnt in eine Welt einzutreten, wo alles in Bewegung ist, und erst dann beginnt er, die anderen zu sehen.

3. verbessert das soziale Leben

Die Geschichte zeigt, dass die Menschen dadurch, dass sie sich in Gesellschaften zusammenschlossen, verstanden haben, wie vorteilhaft es ist, sich zusammenzutun, um gemeinsam zu leben, denn sonst wären sie noch immer an dem Punkt, wo sie den ganzen Tag damit verbringen müssten, ihre Nahrung in den Wäldern zu suchen. An dem Tag, an dem sie eingesehen haben, wie nützlich es ist, sich zusammenzuschließen, um mehrere Arme und mehrere Beine zu haben, haben alle einen Vorteil aus dieser neuen Situation gezogen: Während der eine Fische fing, webte der andere einen Stoff, ein anderer organisierte den Haushalt usw. Jetzt ist es so, dass alle im Dienste von allen stehen und dass alle von allen profitieren können. Auf diese Weise kann der Mensch Fortschritte machen: Er verrichtet nur eine kleine Arbeit irgendwo und alles steht zu seiner Verfügung: Bibliotheken, Geschäfte, Krankenhäuser, Transportmittel usw.

Diese wunderbaren Fortschritte sind jedoch nur äußere Fortschritte. Innerlich sind die Menschen noch nicht verbunden, sie sind getrennt. Äußerlich sieht man Nationen und Völker, deren Mitglieder sich gegenseitig unterstützen. Es gibt die Landesverteidigung, die soziale Sicherheit, die Familienbeihilfe usw., aber der Mensch hat den Sinn dieses Fortschrittes, der im materiellen Leben bereits verwirklicht wurde, noch nicht verstanden. Er hat all diese Erleichterungen, diese Möglichkeiten, diese Segnungen noch nicht entschlüsselt. Er hat sie nicht in die inneren Bereiche übertragen.

Die Menschen haben die Probleme des kollektiven Lebens nur scheinbar gelöst. Wenn sie auch äußerlich eine Gesellschaft gebildet haben, so sind sie doch innerlich isoliert, getrennt, aggressiv und feindselig zueinander geblieben. Sie sind noch Höhlenbewohner; innerlich lebt noch jeder in seinem kleinen Loch. Deshalb muss man noch daran arbeiten, damit es den Menschen innerlich und geistig gelingt, eine Gesellschaft zu bilden: die universelle Bruderschaft auf der Erde. Dann werden sie das erhabene Bewusstsein der Einheit erreichen; sie werden in der Fülle, im Überfluss und im inneren Reichtum leben.

Wir bringen jetzt einen anderen Grad von Verständnis, damit die Menschen diese Gesellschaft innerlich verwirklichen; und wir liefern davon hier ein bereits verwirklichtes Vorbild, wo alle frei und alle glücklich sind.

4. ist die Bedingung für das zukünftige Miteinander der Menschen auf der ganzen Welt.

Wenn man auf dem Weg der wahren Einweihungsphilosophie geht, so erkennt man, dass alle Geschöpfe nur eins sind. Es existiert in Wahrheit nur ein Wesen, der Schöpfer; alle Geschöpfe sind nur verstreute Zellen Seines unermesslichen Körpers, deren Bewusstsein sich lediglich noch nicht zu einer Einheit zusammengefunden hat. Nehmt an, die Zellen eures Körpers hätten ein Bewusstsein. Selbstverständlich würden sich die Zellen der Füße, der Leber, der Milz getrennt voneinander fühlen, weil ihre Funktion nicht die gleiche ist. Das Herz arbeitet auf eine Weise, die Leber auf eine andere usw. Sie wären gezwungen, sich entweder gegenseitig zu helfen oder sich zu streiten. Wenn aber diese Zellen ihr Verständnis ausweiten könnten, so würden sie sehen, dass ein einziges Wesen sie umfasst und sie alle ernährt: der Mensch selbst. Nun sollten auch wir die gleiche Überlegung anstellen. Wir sollten sagen: Alle diese Individuen auf der Erde, Japaner, Chinesen, Türken, Russen, Franzosen, Deutsche usw. sind Zellen eines kollektiven Wesens, nur sind diese Zellen auf eine niedere Bewusstseinsstufe hinabgestiegen. Sie sind nicht mehr fähig, die Einheit zu begreifen und deshalb sind ihre Überlegungen, ihre Reaktionen, ihr Verhalten ganz und gar nicht in Ordnung. Aber an dem Tag, an dem wir uns wie eine kleine Zelle an alle anderen Zellen anschließen wollen, die dieses erhabene Wesen, Gott, darstellen, werden wir gewahr, dass die ganze Menschheit ein einziges Wesen ist. Von diesem Augenblick an empfinden wir eine unbeschreibliche Liebe, ein unbeschreibliches Erbarmen und eine unbeschreibliche Nachsicht. Solange man diesen Bewusstseinszustand nicht erreicht hat, wird man die anderen nur quälen wollen. Es wird keine wahre Veränderung geben, stattdessen bläst sich die Personalität der einzelnen Individuen, politischen Gruppierungen und Nationen immer mehr auf.

Sicher, in der Vergangenheit war die Vorstellung des Getrenntseins normal. Sie hatte ihren Daseinsgrund, weil der Mensch nicht fähig war, sein Bewusstseinsfeld zu erweitern. Selbst große Eingeweihte wie Moses und andere vertraten die Anschauung, es sei nötig, gegen Fremde zu kämpfen. Er nahm selbst an diesen Kriegen teil. In jener Epoche war es unmöglich, Verständnis für brüderliche Liebe und die Notwendigkeit einer kosmischen Familie zu wecken. Die Menschen waren den Tieren zu nahe; es war undenkbar. Aber jetzt ist es anders. Mit den wissenschaftlichen Fortschritten, die den Austausch äußerlich begünstigen, wird es der Menschheit gelingen zu verstehen, dass man Grenzen abschaffen und sich innerlich vereinigen sollte, damit die Erde zu einer einzigen Familie wird.

Man sollte in sich selbst das Bewusstsein der universellen Brüderlichkeit, das Sonnenbewusstsein erwecken.

Wenn der Schüler zu viele persönliche Probleme zu lösen hat, kann er an nichts anderes denken als an sich selbst; er ist zu sehr beschäftigt. Aber sobald er seine Probleme zu regeln beginnt und allmählich ein bisschen freier wird, fängt er an, sich mit der ganzen Menschheit zu beschäftigen, und er wird wie die Sonne. Selbst wenn er sich zwanzig, fünfzig oder hundert Personen gegenüber befindet, so reicht ihm das nicht aus.

Er lebt in einer solchen Freiheit, dass er das Feld seiner Liebe und seiner Gedanken auf das ganze Menschengeschlecht ausdehnt. Er stellt es sich wie eine einzige Person vor und schickt ihr die Überfülle an Liebe, die aus seinem Herzen quillt. Er schickt ihr alle Farben und Strahlen. Wenn er diese Stufe erreicht hat, dann fühlt er sich in einem unbeschreiblichen Glück und einer unbeschreiblichen Fülle.

Man denkt, es sei unmöglich auf die ganze Menschheit einzuwirken, um sie besser zu machen und ihr zu helfen. Man sagt sich: »Es sind so viele. Es ist unmöglich!« Natürlich ist es unmöglich und gigantisch! Aber wenn man wüsste, wie man es machen soll, dann wäre es möglich. Versucht euch zum Beispiel vorzustellen, dass die Menschheit zu einem einzigen Wesen verdichtet ist; ja, stellt euch alle Menschen wie ein Wesen vor, das neben euch ist. Ihr haltet seine Hand und gebt ihm dabei viel Liebe. In dem Augenblick gehen kleine Partikelchen von eurer Seele in alle Richtungen aus, und alles, was ihr für dieses Wesen tut, strahlt zurück auf alle Menschen, die dann andere Gedanken und andere Wünsche entwickeln. Wenn es Hunderte und Tausende von Menschen auf der Erde gäbe, die diese Übung machen würden, so würdet ihr im gleichen Moment feststellen wie ein neuer Atem, ein göttlicher Atem die Geschöpfe durchflutet, und eines schönen Tages würden diese, ohne zu wissen warum, völlig umgewandelt erwachen.

Man sollte dieses Bewusstsein auch bei den anderen erwecken

– durch das eigene Beispiel

Wenn ihr die anderen besser machen wollt, so dürft ihr sie nicht kritisieren und auch nicht versuchen, sie zu ändern, sondern beginnt damit, selbst besser zu werden. Durch euer Beispiel zeigt ihr ihnen, dass sie sich irren, dass sie nichts verstanden haben – ja, durch euer Beispiel, durch eure Vollkommenheit! Indem man an sich selbst arbeitet, arbeitet man auch an den anderen. Sie werden wahrnehmen, dass ihr außergewöhnlich seid, dass ihr sie übertrefft, und das macht sie besser, weil sie euch nachahmen wollen. Sich jedoch immer mit den Schwächen und Fehlern der anderen zu beschäftigen, das ist jämmerlich. Da seid ihr zu bedauern, denn ihr bleibt finster und unsympathisch, wie das, womit ihr euch beschäftigt. Seht also zu, dass ihr selbst zuerst besser werdet und lasst die anderen in Ruhe. Denn, schaut doch meinen Fall an: Wenn ich mich mit den Schwächen der Brüder und Schwestern in der Bruderschaft beschäftigt hätte, dann wäre ich schon lange an Vergiftung gestorben. Ich beschäftige mich jedoch nicht damit, das ist ihre Angelegenheit. Ich beschäftige mich mit meiner Vervollkommnung, und zwar deshalb, damit es in der Gemeinschaft eine kleine Verbesserung gibt. Man sollte lernen, sich nicht mit den anderen zu beschäftigen, sondern sie zu akzeptieren, zu tolerieren, Geduld zu haben und Tag und Nacht unermüdlich zu arbeiten, bis ihr ihnen zeigt, dass es etwas Großartiges zu erwerben gibt. Da sie es jetzt noch nicht wissen, könnt ihr es ihnen auch nicht mit Worten beibringen.

– durch Vertrauen

Vertrauen erweckt alles Göttliche bei den anderen. Selbst wenn jemand trunksüchtig, lasterhaft oder schwach ist und ihr doch Vertrauen zu ihm habt, ist er durch dieses Vertrauen, das ihr ihm entgegenbringt, verpflichtet, sich zu bessern, um euch zu zeigen, dass ihr euch nicht in seinem Edelmut und in seiner Größe täuscht. Natürlich werden euch manche verraten, werden sich eures Vertrauens nicht würdig erweisen. Wem sagt ihr das? Aber muss man alle Menschen verachten und endgültig verabscheuen, nur weil einige schwach, egoistisch, boshaft und undankbar sind? Nein, das ist keine gute Philosophie. Wenn es so viele gibt, die an diesem Punkt angelangt sind, dann deshalb, weil sie unwissend waren. Würden sie die menschliche Natur und die magischen Gesetze kennen, so würden sie trotz allen Unglücks und aller Unfälle, trotz aller Bosheiten und allen Verrates weiterhin Vertrauen haben, die Menschen aufklären, ihnen helfen, sie glücklich machen und ihnen die Schatzkammern der ganzen Natur öffnen.

Die spirituellen Menschen dürfen weder Wissen noch Macht zum Ziel haben, sondern alle zusammen nur die Verwirklichung der universellen Brüderlichkeit. Andernfalls findet ihr Konkurrenzkampf und ihr Zustand des Getrenntseins kein Ende.

Jesus sagte: »Die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes« (Lk 16,8). Ja, die gewöhnlichen Menschen, die Materialisten sind klüger. Wenn sie eine Brücke konstruieren, einen Tunnel graben oder ein Handelsunternehmen in Gang bringen wollen, so verstehen sie es, sich zusammenzutun, sich zu organisieren, während die Spiritualisten immer allein arbeiten wollen, voneinander getrennt, außerhalb jeglicher Gemeinschaft. Solange die Spiritualisten nicht zusammenarbeiten wollen, können sie das Reich Gottes auf der Erde nicht errichten.

Unser Ideal ist nicht, Fakir oder Yogi zu werden und auch nicht, unser Denken so weit zu entwickeln, dass es Wunder vollbringt. Unser Ideal ist, vollkommen im Gleichgewicht und harmonisch entfaltet zu sein. Unser Ideal ist, dass alle zusammen in der Brüderlichkeit vereint sind, verbunden durch die Zuneigung, die Gott zwischen allen Menschen wollte. Unser Ideal ist, das gemeinschaftliche Leben in Harmonie zu gestalten, denn dieses Leben birgt alle Segnungen in sich.

Jeder Mensch stellt ein Wort dar. Alle Segnungen des Himmels werden sich über die Menschen ergießen, wenn man jedes einzelne Wort mit einem anderen verknüpft und mit diesen Wörtern Sätze formt, um das universelle Gedicht zu schreiben. Glück und Freude sind nichts anderes als die Folge der Verbindung, der Synthese zwischen den Menschen.

Wenn die Schüler sich vereinen und wenn sie dabei dieses sonnenhafte Bewusstsein erreichen würden, würden sie die Arbeit ihres Meisters an der Menschheit erleichtern.

Um mit Schwierigkeiten fertig zu werden, reicht es nicht aus, nur Wissen anzuhäufen. Man muss auch innerlich einen harmonischen, lichtvollen, kraftvollen Bewusstseinszustand herstellen. Ich lege deshalb besonderen Wert darauf, damit dadurch all diejenigen, die hierher kommen, sich in einem neuen Bewusstseinszustand fühlen können, in einem Zustand der Brüderlichkeit, der Wärme, des Friedens.

Ich möchte, dass ihr hierher kommt, um eine strahlende, wohltuende Atmosphäre zu schaffen, die sich über die ganze Welt ausbreiten wird. Alles, was wir hier denken und fühlen, geht in die Atmosphäre hinaus und erreicht viele Gehirne, die wie wir zu denken beginnen und teilnehmen an der Arbeit der Universellen Weißen Bruderschaft.

Ihr wisst, wie die Ingenieure sehr starke Batterien herstellen, die in allen Bereichen alle möglichen Dienste leisten. Nun sollt ihr wissen, dass auch wir alle zusammen eine Batterie bilden, die sogar in der ganzen Welt wirken kann. Die Ideen der Menschen sind die wahren Batterien. Wir sollten sie vereinen, sie anschließen, sie einschalten. Das wird kommen, aber wir brauchen zuerst etwas widerstandsfähigere Batterien, denn der Strom, der durchfließen soll, ist sehr stark. Aber ich denke daran und mache von Zeit zu Zeit Versuche, ohne dass ihr es wisst. Ich verbinde bestimmte Kabel mit den Installationen dort oben. Im Moment kommt ihr, singt ihr, ohne euch darüber im Klaren zu sein, was vor sich geht. Seht euch jedoch die Veränderungen an, die auf der ganzen Welt stattfinden. Ein neues Licht und neue Ideen verbreiten sich, und niemand weiß, woher sie kommen.

Dieser Text stammt aus dem Buch »Die neue Religion« von Omraam Mikhael Aivanhov, Kapitel 4: »Die heliozentrische Revolution: Die Bruderschaft«.
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