An die Jugend und die Familien

Schon in früher Jugend sollte man sein Leben einer Idee weihen.

Erst wenn die Menschen alles verloren, alles vergeudet haben, wenn sie bankrott sind, entschließen sie sich, sich dem Herrn zu weihen. Nur, der Herr braucht keine Invaliden. Er braucht die Menschen, solange sie jung, stark und fähig sind. Aber alle denken, wenn sie jung sind, zuerst daran, sich zu vergnügen. Sie sagen: »Solange ich jung bin, möchte ich auch davon profitieren, möchte ich mein Leben leben.« Zu diesem Zeitpunkt ist nicht daran zu denken, sie für eine göttliche Arbeit zu gewinnen. Wenn sie sich jedoch völlig verausgabt haben, wenn sie wurmstichig, steif vor Rheumatismus, gelähmt und verkalkt sind, dann kommen sie und sagen: »Herr, brauchst Du mich? Ich möchte Dir dienen.« Alles ist dahin: die Gesundheit, die Kräfte, die Haare, die Zähne, alles. Sie haben nichts mehr und dann sagen sie: »Herr, kannst Du mich brauchen?« Der Herr schaut sich dieses Alteisen an und kratzt sich am Kopf. Und selbst Er weiß nicht, was Er mit all dem anfangen soll! Solange man jung ist, muss man sich dem Himmel weihen.

Doch der Idealismus der Jugend muss von den Erkenntnissen der Einweihungswissenschaft unterstützt werden.

Alle sagen, dass in der Welt nichts mehr richtig läuft. Alle reden und schreiben darüber, dass Veränderungen notwendig sind, aber niemand zeigt echte Lösungen auf. Es gibt zu viele Worte, zu viele Bücher. Was fehlt, ist der Zement, der die Menschen verbindet: die Liebe. Die jungen Leute versuchen zurzeit überall Bewegungen, Vereinigungen und Gemeinschaften zu gründen. Sie sind Feuer und Flamme dafür, es ist großartig! Aber da sie nicht wirklich Bescheid wissen, haben sie keine Ahnung, wie sie es richtig anstellen sollen. Sie stürzen sich in diese Unternehmungen, ohne zu wissen, wie kompliziert und schwierig die menschliche Natur ist. Und nach einiger Zeit geraten sie aneinander, diskutieren, machen sich gegenseitig fertig, trennen sich und merken dabei, dass sie es nicht besser machen als die Erwachsenen, die sie kritisierten. Es ist wunderbar, die Welt verändern zu wollen, aber es ist notwendig, dass man in der Einweihungswissenschaft unterwiesen ist, sonst stellt man nur Versuche an, die keine Früchte tragen.

Es ist gut, den anderen helfen zu wollen, aber zuerst muss man sich selbst weiterentwickeln, verstehen, dass man ihnen nur helfen kann, wenn man sich Fähigkeiten und Kenntnisse erarbeitet hat und dass man nichts tun soll, das man nicht kann, weil man es noch nicht gelernt hat.

Jede Aktion kann mit dem Abwickeln einer Zwirnspule, bestehend aus Fäden in unterschiedlichen Farben verglichen werden. Am Faden ziehen und ihn abwickeln ist eine Aktion, aber dieser Faden wird immer nur das sein, was er schon war, als er aufgerollt war. Es ist unmöglich, irgendetwas anderes durch Zauberkunststücke zu erreichen.

Wenn ihr euch in eurem Kopf nicht mit Hilfe der Weisheit vorbereitet habt, so erhofft euch auch nicht, die Weisheit aus eurem Gehirn herausholen zu können. Viele Menschen bilden sich ein, sie könnten Weisheit und Reinheit zum Ausdruck bringen, ohne innerlich diese Tugenden jahrelang vorbereitet zu haben. Das ist unmöglich. Darin soll man sich nicht täuschen. Wenn man nicht lange an seinem eigenen Herzen gearbeitet hat, ist man auch unfähig, den anderen etwas zu geben. Wie könnt ihr Licht, Wissen, Schönheit, Reinheit, Reichtum geben, wenn ihr das alles nicht selber besitzt?

Es war einmal eine Eichel, die sagte zu einer alten Eiche: »Ich bin so mit Liebe erfüllt, dass ich nun der Menschheit helfen werde.« Aber die alte Eiche antwortete: »Begib dich ein bisschen in die Erde hinunter, damit du dich weiterentwickelst. Du wirst sehen, danach wirst du viel nützlicher sein, du wirst wachsen, du wirst den Vögeln Schutz bieten, du wirst die Schweine ernähren, du wirst den Menschen Schatten spenden, du wirst die Maler inspirieren.« – »Du bist alt«, sagte die Eichel, »du faselst etwas daher, du verstehst nichts, ich werde den Menschen helfen.« Und bereit, sich in ihre menschenfreundlichen Unternehmungen zu stürzen, setzte sie sich an den Straßenrand. Da kam aber ein Schwein vorbei, sah sie und fraß sie auf. So endete also die Güte dieser armen kleinen Eichel.

Wenn man mit kleinen Dingen beginnt, kann man auch große verwirklichen. Und das Allerkleinste, das aber von unermesslicher Tragweite ist, heißt das Ideal der Vollkommenheit in sich zu tragen.

Man sollte nicht abrupt die großen Dinge in Angriff nehmen und von heute auf morgen Berge versetzen wollen, denn so etwas endet immer mit einer Enttäuschung. Wenn ihr einen tiefen und breiten Abgrund überspringen wollt, so fallt ihr hinein, und wenn ihr wieder aufsteht – das heißt, wenn ihr überhaupt jemals wieder aufsteht –, habt ihr so einen Schock, dass ihr von da an darauf verzichtet, auch nur die geringsten Anstrengungen zu unternehmen. Wenn ihr hingegen lernt, einen fünfzig Zentimeter breiten Graben zu überspringen, danach einen mit einem Meter usw., werdet ihr sehr weit kommen, denn nach und nach bekommt ihr Vertrauen in euch. Wie viele Methoden habe ich euch in den Vorträgen vorgestellt! Ein Wort aussprechen, eine Geste ausführen usw.! Ihr habt sie nicht angewandt, weil sie euch zu unbedeutend erschienen. Aber genau diese Methoden, könnten euch sehr weit voranbringen. Die grandiosen Unternehmungen bringen euch nicht weit, sie zerstören euch. Ich treffe viele, durch magische Praktiken zu Fall gebrachte Personen: Sie wollten von heute auf morgen Berge versetzen!

Erinnert euch, was Jesus über das Senfkorn sagte: »Das ist das kleinste unter allen Samenkörnern; wenn es aber gewachsen ist, so ist es größer als alle Kräuter und wird ein Baum, so dass die Vögel unter dem Himmel kommen und wohnen in seinen Zweigen« (Mt 13,32). Es zählt also nicht die Größe oder die Kleinheit des Samens, sondern seine Kraft. Man kann das Senfkorn als einen Gedanken oder ein Gefühl deuten, die scheinbar nicht wahrnehmbar sind, die aber, wenn sie intensiv sind und man ihnen die richtigen Bedingungen schafft, die Macht haben, gigantische Dinge zu verwirklichen. »Die Vögel des Himmels finden in seinen Zweigen Unterschlupf«, sagt Jesus. Die Vögel sind die Geister der unsichtbaren Welt, die mit dem Menschen Verbindung aufnehmen und sogar Unterschlupf in ihm finden.

Das hohe Ideal

Macht euch das höchste Ideal zu Eigen. Sagt niemals: »Ich bin unfähig, ich bin nicht entwickelt, ich gebe auf.« Selbst wenn euer Ideal nicht zu verwirklichen und unerreichbar ist, erhaltet es euch. Gerade weil es unerreichbar ist, ist es das wunderbarste. Alles, was erreichbar ist, ist nicht zu viel nütze. Die ganze Welt klammert sich an das, was sie ganz einfach erlangen kann, ich aber, deformiert wie ich bin, habe mich auf etwas gestürzt, wovon ich schon im Voraus weiß, dass ich es niemals verwirklichen werde, weil es zu groß, zu hoch angesetzt ist. Ja, ja, das spornt mich an, das gibt mir Poesie und Enthusiasmus. Wenn ich mich an Verwirklichungen klammere, die näher liegen, würde ich meinen Enthusiasmus verlieren. Die Psychologie hat diesen Aspekt noch nicht genügend erforscht. Ihr sagt, das sei doch keine Psychologie. Doch, genau das ist wahre Psychologie. Also, fragt euch nicht, ob ihr fähig oder unfähig seid. Arbeitet daran, das göttliche Leben, die göttliche Liebe auszuströmen.

Das hohe Ideal ist der mächtigste Schutz.

Wenn ihr euch dazu entschließt, an eurem Lichtkörper zu arbeiten, ein göttliches Ideal zu formen und an der unermesslichen Arbeit für das Reich Gottes teilzunehmen, habt ihr schon ein Bild in eurem Kopf und ihr seid dabei, an ihm zu arbeiten, damit es sich konkretisiert. Ihr werdet dann wie ein Gefäß, das sich den vergifteten und schädlichen Strömungen des Lebens verschließt und sich nur allen wohltuenden Strömungen öffnet. Diese Auslese trifft euer Unterbewusstsein, ganz einfach weil ihr euch dazu entschlossen habt, zum Ruhme Gottes zu arbeiten. Nach einiger Zeit empfangt ihr nur noch die wundervollsten Elemente der Natur. Sogar die Sterne sind euch wohlgesonnen, alles Gute ergießt sich in euch hinein wie in ein Sammelbecken und ihr werdet zu einem göttlichen und kostbaren Kelch.

Man muss sich ganz klar ein Ziel setzen und sich danach ausrichten.

Manche jungen Leute haben mich gefragt, ob sie in irgendeine abgelegene Gegend Afrikas oder Asiens gehen sollten, um dort ihr Leben zu verbringen. Wenn sie dorthin gehen, um die Bevölkerung zu betreuen oder um sie zu unterrichten wie die Missionare, würden sie Schwierigkeiten die Stirn bieten und neue Probleme entdecken, und das ist durchaus interessant. Aber wenn sie dorthin gehen, nur um Abenteuer zu erleben, dann können sie das genauso gut auch hier haben.

Man kann hingehen, wohin man will, sogar in die Hölle hinunter, aber unter der Bedingung, dass man eine Idee, ein bestimmtes Ziel hat. Die Frage der Festlegung eines Zieles hat einen magischen Aspekt, der von höchster Wichtigkeit ist. Wenn ihr ein Vorhaben aus einem ganz bestimmten Grund durchführt, entsteht ein Austausch zwischen euch und dem Vorhaben, auf das euer Denken gerichtet ist, und alles ordnet sich, damit ihr das finden könnt, wonach ihr sucht. Das ist ein Gesetz. Deshalb fordert man Unfälle heraus, wenn man sich in Abenteuer stürzt, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben: Man kehrt sehr enttäuscht zurück oder kehrt sogar überhaupt nicht mehr zurück. Macht euch keine Illusionen. Damit ihr tatsächlich etwas verwirklicht, muss alles in eurem Kopf oder in eurer Seele klar und deutlich sein. Dann werden euch alle Gesetze des Universums bei der Verwirklichung eurer Vorhaben helfen.

Alles, was man sich wünscht, verwirklicht sich…

Alles, was ihr euch wünscht, alles, was ihr denkt, alles, was ihr euch vorstellt, ist in einer sehr feinstofflichen Region schon verwirklicht, und wenn ihr lange in diesem Sinne weiterarbeitet, nehmen diese Verwirklichungen, die zunächst nur in der unsichtbaren Welt existieren, immer mehr auf der physischen Ebene Gestalt an, und danach ist es sehr schwierig, sich ihrer Materialisation entgegenzustellen, ob es sich nun um Gutes oder Böses handelt. Das Böse wird widerstandsfähig und beständig und das Gute auch. Ihr kommt davon nicht mehr los. Ich weiß, dass sehr wenige glauben werden, was ich euch hier enthülle. Sie werden sagen: »Aber es ist doch unmöglich, dass das, was man sich wünscht, sich schon verwirklicht hat!« Doch! Immer wenn ihr betet und wenn ihr um das Erhabenste und das Göttlichste bittet – selbst wenn ihr danach denkt: »Nichts zu machen, man hat mich nicht erhört, man hat mir nicht einmal zugehört«, – sind in Wirklichkeit schon wunderbare Wesen da, schlüpfen in euch hinein und lassen sich in euch nieder. Ihr fühlt sie nur nicht und freut euch nicht über ihre Anwesenheit. Aber ihr solltet trotzdem weiterbeten und Geduld haben. Eines Tages wird sich alles verwirklichen, was ihr euch gewünscht habt.

… aber der Weg, den die unsichtbare Welt uns gehen lässt, um das zu erlangen, was wir uns wünschen, wird uns unablässig in Erstaunen versetzen.

Früher oder später werden alle empfangen, was ihren Wünschen entspricht. Wenn ihr während des Wartens das Gegenteil dessen empfangt, was ihr eurer Meinung nach verdient habt und was ihr wolltet, verliert nicht den Mut, sondern denkt nach, um den Grund dafür herauszufinden. Ihr bittet um Ruhm und ihr empfangt Schande. Ihr bittet um Milde und ihr empfangt Stockschläge. Ihr bittet um Liebe und Hass durchdringt euch. Vielleicht ist dies die Vorhersage dafür, dass sich das, worum ihr gebeten habt, euch schon nähert, weil ihr zuerst diesen Weg gehen müsst, um das zu erreichen.

Aber eines Tages erlangt ihr schließlich den Himmel, um den ihr gebeten habt. Man muss oft durch das Entgegengesetzte hindurchgehen, um alles mehr zu schätzen und absolute Kriterien für alles zu entwickeln. In der Geschichte wird von solchen Fällen bei den Heiligen berichtet. Wenn euch so etwas widerfährt, macht euch keine Sorgen, gebt euch damit zufrieden, eine Erfahrung zu machen und richtet weiterhin eure Gedanken auf euer hohes Ideal.

Wahre Spiritualität ist weder ein äußeres Verhalten noch eine Flucht, sondern eine Kraft, die man inmitten der Probleme des Lebens entwickelt.

Es waren einmal zwei Brüder: der eine war Schuster in einer Stadt und der zweite lebte einsam in einem Wald in den Bergen, wo er betete, meditierte und sich retten wollte vor den Fallen der Liebe und den Verführungen des Lebens und der Frauen. Er wurde so rein, dass er ununterbrochen einen Schneeball in seiner Hand halten konnte, ohne dass er schmolz. So vergingen die Jahre. Eines Tages besuchte der Schuster seinen Bruder in den Bergen. Er geriet in Entzücken über die Reinheit, die hier oben auf diesen Höhen herrschte. Dann bat er ihn, in die Stadt hinunter zu steigen, um ein paar Tage bei ihm zu verbringen. Der Einsiedler nahm dieses Angebot an und stieg in die Stadt hinab. Einmal, als er gerade im Laden seines Bruders saß, der gerade damit beschäftigt war, seine zahlreichen Kunden zu bedienen, erblickte er eine schöne Frau, die ihr Kleid etwas anhob, um ein Paar Schuhe zu probieren. Der Schuster, der ihr half, die Schuhe anzupassen, berührte in aller Ruhe ihren Fuß. Der Einsiedler aber, der dabei zusah, fühlte, dass der Schneeball zu schmelzen begann. Und er verstand, dass rein zu bleiben in Wirklichkeit bedeutet, es auch im Leben zu bleiben, unter all den anderen Menschen, und nicht nur in den Höhlen der Berge.

Im Leben erwirbt man die wahre Kraft und die wahre Meisterschaft. Niemand hat sich jemals dadurch voll entwickelt, dass er in die Stille und in die Ruhe der Berge floh.

Wie man das Gleichgewicht zwischen dem geistigen und dem materiellen Leben verwirklicht.

Ihr solltet lernen, mit eurem hohen Ideal so zu leben, als sei es schon Wirklichkeit, aber dabei nie vergessen, dass ihr auf der Erde lebt. Es ist sehr wichtig, dass es euch im Leben gelingt, beides zu vereinen. Den Sinn für die Wirklichkeit, für die Erde nicht zu verlieren und euch dennoch vollständig diesem hohen Ideal in euch zu widmen, das in euch lebt. Das ist das wahre Gleichgewicht, aber es wird nur selten verwirklicht. Ihr findet entweder einen Idealisten, der nicht weiß, wo es langgeht oder einen so materialisierten Materialisten, dass er jedes Ideal verloren hat. Die Überlegenheit unserer Lehre besteht darin, Menschen auszubilden, die wissen, dass sie auf der Erde leben, um zu organisieren und zu verschönern, die aber ihr ganzes Wesen auf die Verwirklichung ihres Ideales ausgerichtet halten. Sie werden schließlich eins mit ihm, sie verschmelzen mit diesem Ideal, das sie näher zu Gott bringt, ohne den Sinn für die Erde zu verlieren. Das sind die Menschen der Zukunft.

Glückselig diejenigen, die ihr Leben im Licht und in der Reinheit vereinfacht haben, denn obwohl sie auf der Erde arbeiten, leben sie schon im Himmel.

Oft haben die jungen Menschen nicht die materiellen Mittel, um den unglücklichen Menschen, denen sie begegnen, so zu helfen, wie sie es gerne möchten. Sie sollen wissen, dass sie ihnen auch durch ihre Gedanken helfen können.

Ihr begegnet einem Armen, dessen Gesichtszüge euch gefallen, aber ihr habt kein Geld und wollt ihm dennoch nützlich sein. Was könnt ihr tun? Ihr kennt die Macht der Gedanken: Bleibt irgendwo stehen, konzentriert euch und strahlt euren Wunsch zu geben auf alle Passanten aus. Ihr stellt euch vor, dass alle Passanten diesem Menschen etwas geben werden. Wenn ihr auch selbst nichts geben könnt, werden es andere an eurer Stelle tun und ihr hattet teil an dieser Gabe. Es ist nicht unbedingt zwingend notwendig, dass ihr gebt. Eure Liebe kann sich durch andere manifestieren. Das gilt auch für all jene Umstände, wo ihr jemandem etwas Gutes tun und ihm helfen wollt, aber die materiellen Möglichkeiten nicht habt. Was zählt ist, dass man in sich das Empfinden und die Liebe und gute Gedanken hat, die andere dann verwirklichen können.

Auf diese Weise kann man allen seinen Freunden gegenüber handeln und sie mit geistigen Freuden erfüllen.

Ihr wollt zu eurer Liebsten gehen, aber ihr habt keine Blumen zum Mitbringen und die Blumengeschäfte sind geschlossen. Konzentriert euch also einige Minuten mit all eurer Liebe und stellt euch die schönsten und reinsten Blumen vor. Fügt sogar noch, wenn ihr wollt, eine Karte mit einigen freundlichen Worten hinzu. Nachdem ihr ihr diesen Gedanken geschickt habt, geht zu ihr und ihr werdet sehen, dass sie euch schon von weitem erblicken und euch zulächeln wird. Bereitet ihr euch gewöhnlich so auf einen Besuch bei eurer Liebsten vor? Nein, bevor ihr hingeht, sagt ihr euch: »Sie tut nicht all das, was sie tun müsste, um mich zufrieden zu stellen; ich werde ihr gehörig die Meinung sagen.« – Ihr bereitet euch darauf vor, sie zu bedrängen, sie zu drangsalieren, und so kann sich natürlich nichts Gutes aus eurer Zusammenkunft ergeben. Ihr bereitet Wind, Regen und Stürme vor und wenn ihr euch den Leuten nähert, spüren sie schon das Unwetter und schließen ihre Fenster. Deshalb ist schon alles verschlossen, wenn ihr ankommt: ihr Herz, ihr Intellekt usw.

Man sollte nie zu jemandem hingehen, ohne ihm Geschenke mitzubringen. Ihr werdet sagen: »Aber wenn ich arm bin, kann ich nichts mitbringen. Ich bin kein Maler, um ein Bild mitbringen zu können. Ich bin kein Musiker, um singen oder spielen zu können.« Nun, innerlich könnt ihr etwas tun. Innerlich könnt ihr alles machen: singen, spielen, die schönsten Geschenke bringen. Die ganze Magie ist hierin enthalten.

Was man den Jugendlichen zum Thema Sexualität raten kann:

1. Sie sollten wissen, dass die Art und Weise, wie sie mit der Sexualkraft umgehen, von ihrem Ideal abhängt.

Ich empfange ein junges Mädchen, das mir folgende Frage stellt: »Was ist schlecht an der Einstellung der heutigen Jugend zur Sexualität?«

Ich antworte ihr: »Alles hängt von eurem Ideal ab. Wenn es euer Ideal ist, so wie alle zu sein, ein unbedeutender, glanzloser, düsterer, schwacher, tierischer Mensch, dann ist es völlig unsinnig, sich zu beherrschen und in Enthaltsamkeit und Keuschheit leben zu wollen. Es ist dumm, es ist sogar schädlich für die Gesundheit. Ganz zu schweigen von allen negativen Folgen, die sich daraus im psychischen, familiären, sozialen Bereich ergeben könnten. Denn ihr würdet verbittert werden, den anderen gegenüber hart und intolerant werden. Wenn ihr aber ein wahrhaft erhabenes Ideal habt, wenn ihr dieses Ideal mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele liebt, wenn ihr ein wahrhaft nützlicher, schöner, strahlender, lichtvoller Mensch werden wollt, so müsst ihr bestimmte Vorschriften, Methoden und Lebensregeln befolgen. In dem Moment, ja, haben eure Wachsamkeit, eure Beherrschung, eure Selbstbemeisterung ihre Daseinsberechtigung.

2. Sie sollten sich über diese Kraft freuen! Sie ist der größte Segen.

Die Leute sind so weit von der Wahrheit entfernt. Wenn sie ein junges Mädchen oder einen jungen Mann sehen, der viel von dieser Kraft besitzt, so machen sie ihm oder ihr genau dies zum Vorwurf. Als ob diese jungen Menschen nichts fühlen dürften! Als ob sie tot sein müssten! Das ist die Vorstellung der Erwachsenen! Aber nur Unwissende denken so, denn sie wissen nicht, dass gerade diese Kraft überall hineinstrahlt, alles wachsen lässt, alles zum blühen bringt. Was für eine Mentalität! Wenn man einen Jungen sieht, der in dieser Hinsicht sehr reich ist, so tadeln, kritisieren oder beklagen ihn alle, während gerade er der Privilegierteste ist, denn er besitzt eine Kohlenmine, ein Erdölvorkommen. Aber anstatt ihm zu helfen, werden ihn alle angreifen, ihm den Weg versperren und niemand wird zu ihm sagen: »Bravo, mein Junge! Was für ein Glück für dich, diesen Reichtum zu besitzen! Nur musst du wissen, dass gerade dieser Reichtum die Ursache deines Unglücks sein wird, wenn du nicht vernünftig bist.« Das müsste man ihm sagen, aber stattdessen beklagt man ihn. Und wenn man einen kalten Jungen sieht, dann freut man sich. Aber was wird er mit seiner Kälte anfangen? Überhaupt nichts! Auch ich wurde so erzogen und sogar noch schlimmer als ihr. Wenn ihr wüsstet, wie wir vor sechzig Jahren in Bulgarien erzogen wurden! – Also, solange die Quellen noch fließen und solange ihr davon profitieren könnt, müsst ihr arbeiten, sonst, wenn die Quellen versiegt sind, bleibt euch nichts anderes übrig, als eure sieben Sachen zu packen und auf die andere Seite zu gehen, denn ihr seid unnütz, ihr seid Leichname und man braucht hier keine Leichname. Einzig und allein diese Kraft reinigt, säubert, durchdringt.

Ihr werdet sagen: »Aber es gibt sehr alte Menschen, die diese Kraft nicht mehr besitzen und sie sind dennoch sehr freundlich, strahlend und rein.« Das ist richtig, sie haben diese Kraft nicht mehr, aber sie haben so intelligent und so vernünftig gelebt, dass, selbst wenn diese Quelle in ihnen versiegt ist, immer noch etwas davon zu spüren ist. Während die Quellen noch sprudelten, haben sie zahlreiche Brunnen gefüllt für den Tag, an dem es keinen Regen mehr gibt, und jetzt im Alter sind sie wie Jugendliche voller Leben, weil sie mit Vernunft gelebt haben. Was die anderen hingegen betrifft, die unvernünftig und ausschweifend gelebt haben, da rate ich euch, sie lieber nicht aufzusuchen, wenn sie alt werden, falls sie überhaupt so weit kommen!

Es ist besser, ein schwieriges, aber lichtvolles Leben kennen zu lernen, als ein leichtes, aber nutzloses.

Der Mensch, der keinerlei geistiges Leben hat, gleicht einem Samenkorn, das nicht in die Erde gelegt wurde und seine Tage im Speicher verbringt. Dieses Samenkorn ist weder Regen noch Wind noch Hagel ausgesetzt, läuft aber Gefahr zu verschimmeln oder von Mäusen angeknabbert zu werden, was noch schlimmer ist. Das Samenkorn, das in die Erde gelegt wurde, muss die Unbilden der Witterung über sich ergehen lassen, aber es wächst, es bringt Früchte hervor, es ist nützlich.

Jemand, der ein geistiges Leben leben möchte, dem wird nichts erspart. Er wird Wind und Gewitter über sich ergehen lassen müssen, aber er wird genau die Bedingungen vorfinden, die es ihm ermöglichen zu wachsen und der Menschheit Früchte zu schenken. Es ist besser, die Unbilden der Witterung auf sich zu nehmen, als in einem Speicher von den Mäusen und vom Schimmel gefressen zu werden. Seid nicht beunruhigt, wenn ihr auf manche Schwierigkeiten stoßt, während ihr euch bemüht, ein geistiges Leben zu leben. Trotz Wind und Regen, trotz der Unwetter: Hört nicht auf, voranzuschreiten auf dem Weg, der euch in die göttliche Welt führt.

Heutzutage findet Einweihung im täglichen Leben statt.

Betrachtet die Einweihungen, die in den Tempeln Ägyptens stattfanden. Der Schüler musste Prüfungen in den vier Elementen auf sich nehmen: dem Feuer, der Luft, dem Wasser und der Erde. Heute aber finden die Einweihungen im täglichen Leben statt. Sogar ohne dass die Schüler es merken, bringen die Eingeweihten ihre Schüler in bestimmte Situationen, konfrontieren sie mit bestimmten Problemen und beobachten, wie sie reagieren. Alle Prüfungen finden sich im Leben, ebenso die vier Elemente, dort dürft ihr zeigen, dass ihr die Angst, die Begierde, den Egoismus, die Sinnlichkeit usw. überwunden habt. Ja, es gibt viele Prüfungen und vor allem für denjenigen, der ein Eingeweihter werden möchte. Er sollte im Voraus wissen, dass sein Wunsch erhört wird, dass er aber auch geprüft wird. Dann, wenn er es am wenigsten erwartet, wird er geprüft werden, aber im Leben, denn das Leben enthält alle Prüfungen: Bei den kleinsten Einzelheiten wird man beobachtet. Deshalb scheitert man oft wegen einer Nichtigkeit, weil man große Prüfungen erwartete. Wenn man vor bevorstehenden Schwierigkeiten gewarnt wird, ist man sofort besser gewappnet. Aber wenn man unversehens drankommt, ist es viel schwieriger und man scheitert wegen einer Kleinigkeit.

Es ist also an euch, umsichtig und wach zu sein und euch zu sagen, dass jeder Umstand im Leben eine Prüfung sein könnte. Und jedes Mal äußern sich bestimmte Wesen oben dazu – oder sogar unten, falls ihr einen Meister habt – und ihr bekommt Diplome. Aber keine Diplome wie an den Universitäten, die zerrissen, verbrannt, gelöscht oder gestohlen werden können. Nein, das sind Diplome, die eurem Gesicht und eurem ganzen Körper aufgedrückt werden; niemand kann sie euch wegnehmen. Und sogar die Naturgeister, die diese Diplome lesen können, schätzen euch und empfangen euch. – Wo immer ihr auch hingeht im ganzen Weltall, sehen sie diese Diplome; und wenn ihr keine habt, haben sie auch keine Achtung euch gegenüber und verfolgen euch sogar, weil sie euch als ein schwaches und nutzloses Wesen betrachten.

Die Liebe des göttlichen, reinen und sprudelnden Lebens muss alles andere übertreffen.

Die Menschen werden innerlich immer mehr zu Leichnamen. Sie sind kalt, ohne Liebe, sie strömen nichts Großartiges aus und glauben, dass sie auf diese Art und Weise Erfolg haben werden. Die Armen! O nein, sie sollten sich zuerst daran gewöhnen, lebendig zu werden! Man wird nur lebendig, wenn man Liebe ausströmt, und genau darin muss man sich üben. Das ist so einfach! Zum Beispiel: In einem Augenblick, in dem euch niemand sieht, hebt ihr eure Hand, indem ihr all eure Liebe ins Universum, zu den Sternen, zu den Engeln, zu den Erzengeln strahlt und sagt: »Ich liebe euch, ich liebe euch, ich möchte in Harmonie mit euch sein.« Wenn ihr euch auf diese Weise daran gewöhnt, etwas Schwingendes, etwas Intensives auszuströmen, werdet ihr zu einer lebendigen Quelle, einer Quelle der Liebe. Die Menschen glauben immer, sie müssten sich hinter einem ernsten Gesicht verschanzen, auf dem man weder Liebe noch Güte fühlt. Sie merken nicht, wie schädlich dieses Verhalten ist. Aber ja, es ist idiotisch. Belebt alles rund um euch: die Kristalle, die Bäume, die Berge, den Himmel, die Sonne. Denkt, dass alles lebendig und intelligent ist, und das sehr viel mehr als wir. Dadurch macht ihr endlich Fortschritte: Euer Gesicht, euer Blick, alles in euch wird lebendig, ausdrucksvoll und schön. Ihr strömt Liebe aus und ihr gewinnt an Klugheit. Das ist unsere Psychologie.

Die Sonne weist uns den Weg zu unserem Glück.

Ihr solltet euch auf die Sonne konzentrieren und sie zum Vorbild nehmen, indem ihr euch sagt: »Sie erhellt, sie belebt, sie gibt allen Geschöpfen ohne Unterschied einen Kredit an Leben und Wärme. Den Gaunern und Verbrechern genauso wie den Heiligen und den Gerechten. Wie kommt das?« Ja, wie kann man sich das erklären? Ist die Sonne blind, sieht sie die Verbrechen nicht, ist sie nur ein Mechanismus ohne Intelligenz und Unterscheidungsvermögen, dem Güte oder Boshaftigkeit, Rechtschaffenheit oder Unehrlichkeit wenig bedeuten? Nein, die Sonne sieht die Fehler und Verbrechen der Menschen viel besser als sonst irgendwer, aber für sie sind das winzige Einzelheiten im Vergleich zur Unermesslichkeit ihres Lichtes und ihrer Wärme. All die Dinge, die uns ungeheuerlich und furchtbar vorkommen, sind für sie nur kleine Fehler, kleine Zerstörungen, kleine Schmutzflecken. Sie entfernt sie, bessert sie aus, wäscht sie weg und fährt fort, mit unbegrenzter Geduld den Menschen zu helfen, bis sie Vollkommenheit erreicht haben.

Jetzt werdet ihr euch fragen: »Aber wozu diese Großzügigkeit? Welche Philosophie hat die Sonne denn in ihrem Kopf? Ihr werdet gleich sehen, wie die Philosophie der Sonne aussieht. Sie, die es so gut versteht, die Früchte der Bäume reifen zu lassen, die diese Früchte nach und nach mit Süße und Duft erfüllt, bis sie köstlich werden, sie will auch die Menschheit, die noch eine grüne, herbe, harte und saure Frucht ist, reifen lassen. Sie hat verstanden, dass für die Menschen mehr Zeit nötig ist als für die Bäume und Früchte, außerdem hat sie sich entschlossen, Geduld zu haben. Sie weiß, dass sogar ein Verbrecher eines Tages seiner selbst so müde und angewidert ist, dass er sich ihrem wohltuenden Einfluss hingibt, wenn sie ihn erwärmt, und er zu einem anbetungswürdigen, feinfühlenden Menschen, zu einem Wohltäter, einem Dichter, einem Musiker, einem Propheten wird. Die Sonne lässt die Menschen nicht im Stich, denn sie weiß, wenn sie sie im Stich ließe, würde ihre Entwicklung scheitern. Sie erwärmt und erhellt also weiterhin die Menschen, weil sie Ursache und Wirkung, Anfang und Ende, den Pfad der Evolution kennt. Die Sonne wird dessen nie überdrüssig.

Und glaubt mir, es gibt kein größeres Glück als jenes, das die Sonne fühlt und erlebt. Ohne sich darum zu kümmern, ob die Leute daraus einen Nutzen ziehen oder nicht, macht sie weiter. Bei den Menschen hat man noch nie so etwas erlebt. Sobald sie sehen, dass man sie nicht schätzt, werfen sie einfach alles hin. So sieht die Liebe der Menschen aus: Sie erwarten, dass man dankbar ist, dass man ihnen Geschenke bringt. Die Sonne hingegen erwartet nichts. Nur die wahren Eingeweihten sind wie die Sonne. Sie senden ihr Licht und ihre Liebe durch den Kosmos, und auch sie kümmern sich nicht darum, ob die Geschöpfe davon profitieren oder nicht. Sie fühlen sich glücklich, überglücklich, all ihr Vergnügen liegt im Verteilen ihrer Reichtümer im ganzen Universum.

Wenn ihr den Sinn des Lebens entschlüsseln und begreifen wollt, wenn ihr euch befreien und die schönsten und ruhmreichsten Pläne in die Tat umsetzen wollt, dann muss die Sonne euer Vorbild sein. Versucht, alles mit den Augen der Sonne zu sehen, alles mit dem Maß der Sonne zu messen, alles wie die Sonne zu fühlen, und ihr werdet die Kleinkariertheit, die Grobheit, die Bedeutungslosigkeit, die Mittelmäßigkeit vieler Dinge erkennen, die ihr bis jetzt für wichtig hieltet.

Vater und Mutter sind nur die Erzieher ihrer Kinder: Sie sind für sie gegenüber dem Himmel verantwortlich.

Die meisten Eltern glauben, sie seien die Schöpfer ihrer Kinder und denken, sie hätten nun das Recht, mit ihnen zu machen, was sie wollen. Nein, die Eltern müssen wissen, dass sie nur das Haus des Kindes, seinen Körper, erbaut haben; sie haben nicht die Seele erschaffen, die von sehr weit her kommt. Das Kind wird zu seinen Eltern geschickt, wie an einen fremden Ort, um dort sein Studium zu beenden. Die Familie, zu der es kommt, ist für es ein Internat, wo es beherbergt, ernährt, erzogen und unterrichtet wird. Das Kind ist eine Seele, die von weit her kommt. Die Eltern sind nur seine Erzieher. Diese Erzieher haben sich verpflichtet, dem Kind zu essen zu geben und es zu erziehen, bis sein Himmlischer Vater es zurückfordert.

Wenn ein Kind in eine Familie zur Beherbergung geschickt wird, kommen eines Tages immer die Eltern und fordern das Kind zurück. Sie fragen, was sie den Erziehern schuldig sind, die diese Aufgabe erfüllt haben, und wenn das Kind gut betreut wurde, sind sie sehr großzügig. Genauso sollten die Eltern wissen, dass ihre Kinder von Gott kommen und dass sie sie gut behandeln sollten, damit sie später ihrem Vater erzählen können, wie liebevoll ihre Erzieher sich ihnen gegenüber verhalten haben. Und was für eine Belohnung werden diese Eltern dann später vom Herrn bekommen!

Eine Mutter liebt ihr Kind erst dann wahrhaft, wenn sie Wert darauf legt, ihm die Eigenschaften des Herrn zu vermitteln.

Die Mutter sollte sich niemals um ihr Kind kümmern, bevor sie nicht nahe bei Gott war, um Leben aufzunehmen und es ihrem Kind weiterzugeben. In ihrer Dummheit glaubt sie, das Kind würde sterben, wenn sie sich nicht ununterbrochen um es kümmert. Nein, es wird sogar zu neuem Leben erweckt. Nehmen wir an, es wäre gestorben, während sie nahe bei Gott war. Wenn sie wiederkommt, wird sie es wieder beleben können. Bleibt sie jedoch beim Kind, ohne zu Gott zu gehen, und es stirbt nun, wird sie es niemals wieder beleben können. Ihr sagt, es sei sehr schwer, mich zu verstehen. Nein, wenn die Mutter im Laufe ihrer Beschäftigungen nicht die Nähe Gottes aufsucht, das heißt die Nähe alles Lebendigen und Lichtvollen, wird sie in der Nähe ihres Kindes auch nicht die lichtvollen Teilchen ausstrahlen können, die aus ihm einen außergewöhnlichen Menschen machen. Ihre Liebe, die eine gewöhnliche Liebe sein wird, wird auch ein gewöhnliches Kind formen. Es wird lebendig sein, schön gekleidet, aber es wird ein Kind wie alle anderen sein, weil es weit weg von der Anwesenheit Gottes erzogen wurde. Die Mutter hingegen, die in der Einweihungswissenschaft unterrichtet ist, geht zu Gott und sagt zu ihm: »Herr, ich komme zu Dir, damit Du mir für mein Kind Licht, Liebe, Gesundheit und die Schönheit des Himmels gibst.«

Die Familien können durch ihre Geisteshaltung die Ankunft des Reiches Gottes entweder verhindern oder begünstigen.

Die Familie ist eine Schöpfung der Natur selbst. Die kosmische Intelligenz sah, dass diese Lebensform für die Geschöpfe gut war, die sich damit gegenseitig halfen, unterstützten und beschützten und zusammenarbeiteten. Sie war eine Festung. Eine Familie konnte sogar einer anderen den Krieg erklären, denn in der Vergangenheit – und in einigen Gegenden der Erde sogar noch heute – lebten alle Familienmitglieder, ob entfernt oder nah verwandt, zusammen und bildeten richtige Sippen. Die Natur also gab den Mitgliedern einer Familie dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, dieses Bedürfnis zusammen zu sein, um sich gegenseitig zu helfen und sich zu beschützen. Aber die Pläne sahen vor, dass diese Situation nicht ewig andauern sollte. Die Form, in der die Familie geschaffen wurde, muss sich erweitern, veredeln und im Licht erstrahlen. Deshalb sollte man jetzt allmählich verstehen, dass die Familie, so wie man sie heute versteht, die Ankunft der Universellen Weißen Bruderschaft in der Welt verhindert. Sie verhindert die große Familie, weil sie sich zu sehr auf ganz kleine Dinge konzentriert: auf die Verlockungen des Geldes und auf persönliche Interessen.

Die Familie ist also der Ausgangspunkt aller Entstellungen, aller egoistischen Unternehmungen und es ist jetzt an der Zeit für die Menschen, diesen Begriff zu erweitern und zu verstehen, dass alle Familien zu einer großen Familie verschmelzen sollten, denn sonst würde man weiterhin nur all diese kleinen Klans sehen, die einander bekriegen. Unordnung und Anarchie gibt es nur aufgrund dieser Mentalität der Menschen, für die es nichts Größeres, nichts Weitreichenderes gibt als ihre kleine Familie, als ihre armseligen kleinen Interessen. Seht euch nur die Erziehung an, die man den Kindern angedeihen lässt: wie man Erfolg hat, wie man sich zu helfen weiß, wie man die anderen von ihrem Platz verdrängen kann. Man bringt ihnen keine göttlichen Ideen bei, sondern bereitet sie auf die egoistischsten und eigennützigsten Projekte vor. Von Zeit zu Zeit sagt man ihnen, dass sie untereinander ein bisschen Liebe, ein bisschen Großzügigkeit und Nachsicht zeigen sollten, aber auch das sieht man nicht sehr oft. Stattdessen reißen sie sich gegenseitig in Stücke.

Die Familie ist eine Zelle, einverstanden, aber wie funktionieren die Zellen im menschlichen Organismus? Alle arbeiten zusammen für das Wohl des ganzen Organismus. Die Familien hingegen sind immer getrennt: Alle haben verschiedene Ideen, verschiedene Pläne, verschiedene Absichten, und all das ist ständig die Ursache von Unordnung und von Kriegen. Man muss jetzt das Verständnis dahingehend erweitern, dass alle Familien zur großen Familie, zur universellen Familie verschmelzen. Das heißt nicht, dass sie sich auflösen sollen, nein, sondern sich vereinen, um zu arbeiten. Und so wie alle untereinander verbundenen Zellen für die riesig große Zelle, den Menschen, arbeiten, um seine Gesundheit zu bewahren, so werden alle Familien dafür arbeiten, dass der Organismus der gesamten Menschheit wohlauf ist.

Ihr solltet also Folgendes lernen: die Wichtigkeit der großen Familie und dass alle Mitglieder jeder Familie für diese große Familie arbeiten sollten. Bis heute hat die Familie ihre Aufgabe verfehlt und deshalb zerfällt sie. Wie viele Familien gibt es, in denen man noch in Harmonie lebt? Man sollte jetzt den Begriff ‚Familie‘ so erweitern, dass er die ganze Erde umfasst, dass die ganze Menschheit zu einer Familie wird. Das soll nicht heißen, dass ihr euch nicht mehr um die Mitglieder eurer Familie kümmern sollt, dass ihr sie nicht mehr ernähren, beherbergen, ihnen Geld geben, sie unterrichten sollt, nein. Aber mit diesem erweiterten Bewusstsein werdet ihr das alles viel besser machen als zuvor. Ihr werdet ihnen erklären, dass alle Probleme gelöst sein werden, wenn sie daran arbeiten, eine universelle Familie zu bilden. Bis heute hat es keine Familie geschafft, Unglück, Kriege und Elend zu verhindern, und es wird so weitergehen. Wenn sie jedoch zu einer großen Familie verschmelzen, dann wird das alles aufhören, es wird keinen Krieg und kein Elend mehr geben.

Die Lösung, die wahre Lösung, muss man in der großen Familie suchen. Man darf nicht alles für seine kleine Familie opfern, denn sie ist nicht alles. Solange ihr euch auf die kleine Familie beschränkt, könnt ihr nicht am Wohl der ganzen Welt mitarbeiten. Alles, was ihr tut, ist nur für euch und außerdem ist es auch noch zweifelhaft, ob ihr dabei wirklich für euer Wohl arbeitet. Arbeitet ihr jedoch dafür, dass alle Familien zu einer großen Familie verschmelzen, so arbeitet ihr nicht nur für die ganze Welt, sondern auch für euch selbst. Denn wenn diese Idee Wirklichkeit wird, bringt sie auf der ganzen Welt Segnungen, von denen ihr selbst auch profitiert. Sonst werdet ihr gar niemandem Gutes tun, nicht einmal euren Kindern, denn auf die Art und Weise wie ihr sie liebt, prägt ihr ihnen zu egoistische, zu eigennützige Begriffe ein und eines Tages wird euch ihr Geist vorwerfen, dass ihr ihnen keine göttlichen Ideen gegeben habt, dass ihr sie auf ihrem Weg aufgehalten habt.

Pflichterfüllung, das ist für alle das höchste der Gefühle. Alle denken, sie würden Gutes tun, sie seien die Güte selbst. Wenn man ihr Verhalten tatsächlich vom Gesichtspunkt des Himmels aus beurteilt, tun sie gar nichts Gutes, denn sie geben sich damit zufrieden, Mitglieder ihrer Familie in Engstirnigkeit, Egoismus und Dunkelheit festzuhalten. Mit den neuen Ideen hingegen tut ihr eurer Familie Gutes, mit nichts anderem. All die Familienmitglieder, die ihr aufgeklärt, die ihr dem Herrn näher gebracht habt, werden euch sogar in den nächsten Inkarnationen aufsuchen, um euch zu belohnen. Wenn ihr hingegen eure Familie für euch selber behalten wollt, wird euch das vielleicht angenehm sein, aber ihr werdet sie verlieren, alle werden euch verlassen und werden sich nie wieder bei euch inkarnieren, weil sie euch in zu schlechter Erinnerung behalten.

Eine Familie nur für ein Leben zu haben, ist nicht der Mühe wert. Was der Mühe wert ist, das ist, eine Familie für die Ewigkeit zu haben und ich arbeite daran, dass ich eine Familie für die Ewigkeit habe, und ich werde sie auch haben. Weil ich so arbeite, wie ich arbeite, werde ich euch bei mir haben, sogar in den nächsten Inkarnationen. Aufgrund dessen, was ich euch gebe, werdet ihr mich sogar auf anderen Planeten suchen, um mir zu danken. Denn das, was ich euch zu geben versuche, ist viel mehr als das, was euch eure Familie gibt.

Wenn ich sage, die geistige Seite solle an erster Stelle stehen, nun, so meine ich damit die geistige Seite, die große Familie, die Universelle Weiße Bruderschaft, die kleine Familie folgt an zweiter Stelle. Solange die kleine Familie an erster Stelle steht, kann es zu keiner Wende kommen. Deshalb muss diese irrige, überholte Einstellung eines Tages ersetzt werden. Die Familie wird nicht verschwinden, sondern wird sich erweitern, sie wird Teil der großen Familie werden, und dies wird dann das Reich Gottes und Seine Gerechtigkeit sein, das Goldene Zeitalter…

Dieser Text stammt aus dem Buch »Die neue Religion« von Omraam Mikhael Aivanhov, Kapitel 18: »An die Jugend und die Familien«.
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