Lebt ganz in der Gegenwart

Es gibt Menschen, die nur in der eigenen Vergangenheit leben; es ist, als wären sie Gefangene von wichtigen Ereignissen aus ihrer Vergangenheit, und dann kommen sie nicht mehr weiter. Andere dagegen leben ganz in einer aus der Fantasie geborenen Zukunft, die sich nie realisiert. Es ist gut, ab und zu auf die Vergangenheit zurückzublicken, aber nur um zu erkennen, wann man Fehler machte und wann man richtig handelte, und dann Lehren daraus zu ziehen. Das ist ein Erfahrungsschatz, der zur besseren Gestaltung der Gegenwart dienen kann.

Aber so wie man aus der Vergangenheit Konsequenzen zieht, so ist es auch gut, sich in die ferne Zukunft zu versetzen und sich zu fragen, welche Zukunft sich Gott für die Menschheit vorstellte, in welchem Licht und in welcher Herrlichkeit sie leben wird. Natürlich denken viele Menschen an die Zukunft, aber an welche? Sie sagen sich: ‚In ein paar Jahren will ich heiraten, Kinder haben, einen Hühnerstall, ein kleines Häuschen, vor dem ich dann sitze und gemütlich mein Pfeifchen rauche und dabei den Kühen oder den vorbeifahrenden Zügen zuschaue! Ich atme etwas Staub ein, gehe hinein, esse, trinke etwas und gehe ins Bett‘. Ach ja, das ist eine schöne Zukunft! Ihr wendet ein: ‚Aber so stellen wir uns das nicht vor!‘ Ja, ich weiß. Ihr stellt euch vor, dass ihr Geld verdient, Geschäfte macht und auf irgendeinem Gebiet erfolgreich seid – Universitätsprofessor, Geschäftsmann, Minister oder Staatsoberhaupt – dass ihr einen netten Partner habt, den ihr Tag und Nacht küssen könnt… Aber was ist das alles? Das ist doch jämmerlich!

Ihr solltet jetzt lernen, über diese Zukunft von zweifelhaftem Wert hinauszugehen und neue Aussichten zu suchen, Fenster zur Unendlichkeit zu öffnen, um zu sehen, wie die Zukunft der Menschheit tatsächlich sein wird, wie Gott sie vorsieht, und durch euer Leben schon auf diese Zukunft vorgreifen. Kümmert euch dabei nicht um die Frage nach der Dauer, sagt niemals: ‚Ja, aber dann lebe ich ja gar nicht mehr, das ist nicht mehr meine Generation. Mit dieser Einstellung versperrt ihr euch den Zugang zur wahren Schönheit, und ihr untersagt euch die Möglichkeit, den wahren Sinn des Lebens zu verstehen.

Die Gegenwart sollte eine Zeit des bewussten und aufgeklärten Tuns sein, die ihre Weisheit aus den Lektionen der Vergangenheit zieht, aber auch stimuliert wird von den in der Zukunft enthaltenen Möglichkeiten. Die Perfektion besteht darin, die Lektionen der Vergangenheit – und weiß Gott, dass uns die Vergangenheit der Menschheit Lehren erteilte – mit den unzähligen Verheißungen der Zukunft zu verbinden. Wenn ihr wisst, wie ihr in der Gegenwart leben und dabei die Erfahrungen der Vergangenheit und die Herrlichkeit der Zukunft ausdrücken könnt, nähert ihr euch Gott. Was singen die Serafim vor Gottes Thron? ‚Heilig, heilig, heilig ist der Herr, der allmächtige Gott, der da war und der da ist und der da sein wird‘. So kann sich euer Bewusstsein bis in die Dimensionen des göttlichen Bewusstseins erweitern.

Aus dem Buch »Goldene Regeln für den Alltag« von Omraam Mikhaël Aïvanhov, Kapitel 13.
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