Über die Ehe

Die wahre Ehe – Wie man die Auffassung von Ehe erweitert

Es heißt in der Kabbala, Gott habe eine Gemahlin: Schekinah. Natürlich sind die Christen empört, wenn man ihnen jetzt von der Gemahlin Gottes erzählt und sie werden sagen, es sei eine Entweihung, den Herrn auf die Ebene der Menschen herabzusetzen, indem man Ihm eine Frau beigibt. Aber woher nahmen die Menschen den Begriff Ehe? Die irdische Ehe ist nichts anderes als eine Wiederholung, eine Widerspiegelung, die Erinnerung an eine Vereinigung, die sich ununterbrochen oben im Himmel zwischen Gott und seiner Gemahlin, der Göttlichen Mutter, abspielt. Wenn die Ehe ihren Ursprung nicht im Himmel hätte, so hätte sie keinen tiefen und göttlichen Sinn. In der christlichen Religion ist die Ehe ein Sakrament, das man achten muss, doch wenn man ihre göttlichen Wurzeln, ihren göttlichen Ursprung nicht anerkennt, welchen Wert kann sie dann haben? Meine lieben Brüder und Schwestern, es geschieht nichts Wunderbares, Schönes, Vollkommenes auf der Erde, das nicht schon oben vorhanden ist. Warum wollen das die Christen nicht verstehen? Sie stellen sich einen Gott als Junggesellen vor und weil Ihm zweifelsohne langweilig ist und Er Zerstreuung braucht, hat Er die Ehe erfunden, um den Menschen das Leben schwer zu machen. Die Christen heiraten also, ohne zu wissen, dass sie den Herrn nachahmen und da sie nicht wissen, dass sie den Herrn nachahmen, wen glauben sie dann nachzuahmen? Die Teufel zweifellos, denn die Teufel, die sind verheiratet, sie haben Teufelinnen! Dies ist, wie ihr seht, eine sehr bedenkliche Schlussfolgerung!

Das Christentum, das seinen Ursprung in der jüdischen und kabbalistischen Religion hat, hat sich nach und nach von der Wahrheit entfernt. Einige Kirchenväter haben aus dem einen oder anderen Grund die Dinge unterschiedlich dargestellt und jetzt wissen die Christen nicht mehr recht, wo sie stehen. In der Kabbala steht, Gott habe eine Gemahlin, Schekinah, und sie seien immer zusammen, versunken in ihre Liebe, sie erschaffen ohne Unterlass, und alles, was im Universum existiert, sei ihre Schöpfung, seien ihre Kinder.

Die wahre Hochzeit findet zwischen Geist und Materie statt.

Bevor die Hochzeit unter den Menschen gefeiert wurde, gab es schon in der Natur, im Kosmos eine Hochzeit. Die wahre Hochzeit ist die von Geist und Materie. Aus dieser Ehe wird alle Schöpfung geboren. Die Eheschließung ist also ein Vorgang, der sich in jedem Atom abspielt, und wenn man Mann und Frau voneinander trennt (bei der Kernspaltung), vernichtet diese Trennung alles: Der wütende Mann zerstört die Materie. Vereint würden Mann und Frau in Frieden leben und schöpferisch tätig sein. Gewaltsam getrennt, erzeugen sie Explosionen und Katastrophen.

Wenn die Kraft nicht mit der Materie vereint wäre, würde die Materie sich auflösen und ohne Form bleiben. Die Kraft des Geistes gibt ihr also ihre Form, modelliert sie, und da sich alles genau widerspiegelt, vollzieht sich das gleiche Phänomen bei Mann und Frau. Der Mann modelliert die Frau. Dieser Prozess wiederholt sich überall, in der ganzen Schöpfung, von den Atomen bis hin zur Arbeit des Bäckers, der den Teig knetet. In Millionen unterschiedlichen Formen handelt es sich letztlich immer um die eheliche Verbindung.

Mann und Frau können die Herrlichkeit der Vereinigung beider Prinzipien zum Ausdruck bringen.

Jeder hat schon die Macht der beiden Prinzipien, des männlichen und des weiblichen, festgestellt. Zeigt mir die Frau, die sagt, sie wäre noch nie durcheinander geraten vom Gesicht eines Mannes auf der Straße, im Zug, in einem Film oder sogar in einem Buch? Und wo ist der Mann, der nie beim Anblick des Gesichtes einer Frau durcheinander geraten wäre? Dieses Thema ist klar, diese beiden Prinzipien sind ohne Zweifel machtvoll, setzen etwas in Bewegung, beeinflussen sich gegenseitig mit dem Ziel, etwas zu erschaffen. Was man jedoch nicht kennt, ist das Maß, die Proportion, der Abstand, die Art und Weise, wie man sich gegenseitig betrachten sollte, um harmonische, göttliche Zustände zu erschaffen, anstatt immer Unruhe und Bedauern entstehen und alles zusammenbrechen zu lassen. Die ganze Welt ist in Bewegung, dank der Kräfte, die von diesen beiden Prinzipien, dem männlichen und dem weiblichen ausgehen, wenn sie aufeinander treffen. Richtig ausgerichtet, sind diese Kräfte fähig, Lichtstrahlen von solch einer Kraft auszusenden, dass sie Phänomene von kosmischer Bedeutung hervorbringen können. Dazu sind jedoch reine, erleuchtete, aufgeklärte, harmonische Wesen nötig, sonst entstehen daraus nur Katastrophen.

Jedes Geschöpf sucht instinktiv sein ergänzendes Prinzip, um sich mit ihm zu vereinigen.

Wenn ein Mann eine Frau sucht, um zu heiraten, ist er bereit, alles aufzugeben. Selbst wenn er König ist, ist er bereit, sein Königreich mit seinen Untertanen, seiner Armee, seinen Schätzen aufzugeben, nur um eine Frau zu heiraten. Doch was besitzt diese Frau, um eine Nation von mehreren Millionen Menschen verblassen zu lassen? In Wirklichkeit ist es nicht diese Frau, die er sucht, sondern ein ihn ergänzendes Prinzip, weil es nichts Höheres gibt. Ihr seht, dieser Mann ist konsequent, er sucht ein Prinzip und gibt alles auf, was nichts mit diesem Prinzip zu tun hat! Und eine Frau macht das Gleiche! Sie widersetzt sich ihrer ganzen Familie, der ganzen Welt für den Mann, den sie liebt. Warum? Hat sie Unrecht? Überhaupt nicht, denn der Herr und die Mutter Natur schrieben in das Herz der Menschen: »Du wirst deinen Vater und deine Mutter verlassen und deiner Frau (oder deinem Mann) nachfolgen.«

Selbst wenn die meisten Ehen scheitern, haben Männer und Frauen instinktiv und unbewusst weiterhin die Hoffnung, es sei wunderbar, göttlich, sie würden ihre Schwesterseele finden und würden die Fülle kosten. Woher nehmen sie diese Hoffnung? Aus der Erinnerung an eine ferne Vergangenheit, an ein tief in ihnen vergrabenes Wissen. Denn oben, in der göttlichen Welt, vollzieht sich die Vereinigung des männlichen und des weiblichen Prinzips in der allergrößten Reinheit und Herrlichkeit.

Im Inneren eines jeden Geschöpfes steht geschrieben, das erste Prinzip solle nur das zweite suchen und das zweite nur das erste. Die Menschen sind sich dessen nicht immer bewusst, weil diese Suche die verschiedensten Formen annimmt, je nach dem Bereich, in dem sie stattfindet, ob in der Wissenschaft, der Philosophie, der Kunst oder der Religion. Die Mystiker sagen, sie suchen den Herrn. Was sie den Herrn nennen, ist in Wirklichkeit nur der sie ergänzende Teil ihrer selbst, mit dem sie sich zu vereinigen, zu verschmelzen suchen, um zu einem vollendeten, vollkommenen Wesen zu werden.

Die Eheschließung muss sich zuerst im Inneren vollziehen.

Wenn ihr innerlich eure Schwesterseele gefunden habt, in euren Meditationen und euren Kontemplationen, dann findet ihr sie überall, in der ganzen Welt, durch Gesichter, Seen, Berge, Pflanzen, Vögel hindurch und ihr vernehmt ihre Stimme. Das ist eine bedeutsame Wahrheit, die alle Verliebten kennen sollten, sonst wird ihre Verbindung, ihre Ehe zu einer Katastrophe. Wenn der Mann im Inneren das weibliche Prinzip gefunden hat und die Frau das männliche und wenn sie diesem Prinzip dienen, für es arbeiten wollen, dann sollen sie sich ruhig lieben, sollen sie ruhig heiraten, ihre Liebe wird zu einer segensreichen Quelle werden! Deshalb erklärte ich euch, die Frau solle den Himmlischen Vater durch ihren Liebsten sehen, denn der Mann ist immer der Stellvertreter Gottes auf der Erde. Ebenso sollte er durch seine Liebste die Göttliche Mutter sehen und diese Göttliche Mutter lieben, ihr dienen und ihr helfen. In dem Moment öffnen sich alle Schatzkammern vor ihnen und sie leben Tag und Nacht in Verzückung, in Ekstase und in Schönheit. Sonst erleben sie Enttäuschung und Leid und beginnen, mit Abscheu vom Mann und von der Frau zu sprechen. Ganz einfach, weil sie voneinander weder die Seele noch den Geist, sondern Lumpen, gebrauchte und kranke Kleider kennen gelernt haben.

Der Mann oder die Frau, die von einem Menschen ausgewählt wurden, darf diesen nicht vom Himmel, das heißt von den reinen Quellen der Liebe abbringen.

Ich habe viele Menschen Partner heiraten sehen, die sie vom Himmel trennten, die sie daran hinderten, sich mit der erhabenen Welt zu verbinden, zu beten, zu meditieren, zu studieren und sogar daran, gut zu sein. Diese Personen ließen sich auf dumme Weise völlig vereinnahmen, ohne unterscheiden zu können, in welchen Abgrund sie nach einiger Zeit stürzen würden. Aber ja, ohne Unterscheidungsvermögen, ohne Kriterien! Ich bin nicht gegen Ehen, gegen Partnerschaften, gegen Freundschaften und Austausch. Aber sich in irgendjemanden zu verlieben, der euch nicht dem Herrn näher bringt, der euch nicht mit der göttlichen Welt verbindet, der euch nicht erhellt, euch nicht reinigt, euch nicht edler macht und der in euch Unordnung, Eifersucht, Grausamkeit und Krankheit hineinbringt…, die Quelle der Liebe zu vergessen, an der man Tag und Nacht seinen Durst stillen kann…, um aus kleinen Sümpfen, aus Wasserpfützen zu schöpfen, in der Hoffnung, erfüllt und bezaubert zu werden, das ist wirklich unsinnig!

Wie ihr erkennt, ob eine Person einen günstigen Einfluss auf euch hat.

Ihr seht jemanden häufig und wisst nicht, ob ihr ihn weiterhin öfter besuchen sollt. Das ist sehr einfach: Wenn ihr fühlt, dass diese Person euch klar sehen lässt, wenn sie in euch Großzügigkeit und Güte erweckt, wenn sie euch zur Arbeit anregt, dann besucht sie weiterhin häufig. Was immer man euch auch über sie sagt, sie ist ein Segen für euch, und das ist das Wichtige. Stellt ihr jedoch im Gegenteil fest, dass alles in euch in Verwirrung gerät, wenn ihr diese Person häufig besucht, dass ihr nicht mehr wisst, wo ihr steht, dass ihr für die anderen nur mehr Gefühle der Feindseligkeit oder des Abscheus empfindet und dass ihr keinen Schwung mehr habt, irgendetwas zu unternehmen, dann hört auf, diese Person aufzusuchen. Selbst wenn es der Sohn eines Prominenten oder eines Multimilliardärs ist, lasst ihn fallen, denn er hat auf euch einen schlechten Einfluss.

Die Ehe ist nur dann ein Sakrament, wenn die gegenseitige Liebe der Errichtung des Reiches Gottes auf Erden geweiht ist.

Was macht ihr mit eurer Liebe? Ihr verwendet sie nur zu eurem Vergnügen. Deshalb werden diese Energien mit der Zeit zu Giften. Von nun an solltet ihr wenigstens nachdenken und sagen: »Mein Herr und Gott, ich weihe diese Energien zu Deinem Ruhme und dem Kommen Deines Reiches…« Die Verliebten denken jedoch nie daran, dass sie ihre Liebe dem Himmel weihen könnten, sie glauben, dieser Austausch würde nur sie betreffen. Wenn sie essen, so essen sie nur für sich selbst, wenn sie trinken, so trinken sie nur für sich selbst, der Himmel hat nichts damit zu tun. O ja, in dem Moment ist es dann die Hölle, die etwas damit zu tun hat. Denn wenn sie in diesem Bereich »Ich« sagen, so ist das schon ein Teil der Hölle. Ihre Liebe betreffend lassen die Leute den Himmel beiseite unter dem Vorwand, sie würden sich bei dem, was sie machen, schämen (aber warum machen sie es dann?) und der Himmel dürfe es nicht sehen. Aber vor der Hölle verstecken und schämen sie sich nicht, deshalb isst die Hölle sich bei ihnen satt.

Und selbst die Kirche hat zu diesem Thema nichts erklärt und sich damit begnügt zu wiederholen: »Wachset und mehret euch.« Und die Menschen paaren sich im Finstern zur größten Freude der Hölle. Man spricht vom Sakrament der Ehe. Aber selbst wenn sich die Menschen nach den Regeln des Staates und der Kirche verheiraten, geben sie sich in Wirklichkeit mit ihrem Ehemann oder ihrer Ehefrau Ausschweifungen hin, zu der sie die ganze Hölle einladen. Sie sind zusammen in einem Bett und probieren alle Arten von Stellungen aus, um die größtmöglichen Empfindungen auszukosten, um sich daran zu weiden wie die Tiere, und das nennt man dann Sakrament der Ehe!

Zu einer Zeit, in der die Menschen wirklich fähig waren, sich zu lieben und treu zu bleiben, gab es keine Ehe. Man hat die Ehe eingeführt, weil die Menschen nicht mehr wussten, wie man sich lieben soll. Sie heirateten irgendwie, ohne zu wissen warum. Um sie nun aufzuhalten, war man gezwungen, Gesetze, Sakramente usw. zu erfinden. Wenn die Liebe da ist, braucht man dann Papiere, Verträge, Bürgermeister oder Pfarrer? Und selbst alle Papiere, Bürgermeister und Pfarrer zusammen hindern die Paare nicht daran, sich zu verachten, sich scheiden zu lassen oder sich sogar umzubringen. Wenn die Liebe da ist, braucht man nichts anderes, damit sie ewig andauert, auch nicht den Segen der Priester. Denn Gott hat seinen Segen schon gegeben. Gott ist in der Liebe derer, die sich wahrhaft lieben. Darin liegt der Segen, in der Liebe als solcher.

Wie man den Kreis seiner Liebe auf die Menschheit und auf die himmlischen Wesen ausdehnt.

Wenn man den Wunsch hat, eine Gefährtin oder einen Gefährten zu finden, um eine Familie zu gründen, so muss man sich darum bemühen, aus sich selbst herauszugehen, großzügiger, nachsichtiger und verständnisvoller zu sein. Der Fehler der Menschen ist aber, nicht verstanden zu haben, dass sie diesen Kreis der Familie noch mehr hätten erweitern müssen, dass sie ihre Liebe auf andere Geschöpfe, auf das ganze Universum ausdehnen sollten. Deshalb sind sie noch immer unglücklich, trotz ihrer Frau, trotz ihrer Kinder und des Landes, dem sie angehören. Denn es ist ihnen noch nicht gelungen, ihren Horizont bis ins Unendliche auszudehnen.

Die Menschen haben das Bedürfnis, miteinander Austausch zu haben, um das Glück zu finden, aber das Glück entgleitet ihnen, weil sie zu begrenzt sind. Glück heißt, bis ins Unendliche zu lieben, sich nicht aufzuhalten mit einem oder zwei Wesen – oder zehn – oder hundert… Liebt weiterhin diejenigen, die ihr jetzt liebt, aber liebt auch die Engel, die Erzengel, die Hierarchien, den Herrn, und eure Familie und eure Freunde werden sich bereichert, gestärkt, verschönert, gereinigt fühlen, aufgrund dessen, dass ihr ein so feinstoffliches Element in eurem Herzen und in eurer Seele ernährt. Erweitert den Kreis eurer Liebe, um Austausch mit allen höheren Geschöpfen zu pflegen, von denen ihr Inspiration, Unterstützung und Schutz bekommt.

Unser Leben wird von den Dimensionen unserer Liebe bestimmt.

Die meisten Menschen sind in ihrer Liebe so begrenzt, dass sie außer ihrem Mann oder ihrer Frau die ganze übrige Welt vergessen. Nichts anderes existiert mehr für sie. Und übrigens, auch sie gibt es nicht mehr. Man findet sie nirgends, sie sind irgendwo im Raum verloren. Die Menschen sind es noch nicht gewohnt, die Liebe auf eine umfassendere Art und Weise zu begreifen. Sie verkleinern, verringern, schmälern und verstümmeln sie. Es ist nicht mehr die göttliche Liebe, die hervorsprudelt und den Durst aller Geschöpfe stillt. Wahre Liebe umfasst alle Geschöpfe, ohne bei einem einzigen Wurzel zu schlagen, ohne sich zu begrenzen. Ich habe niemals gesagt, man solle nicht heiraten und Kinder haben. Es ist nur ganz einfach notwendig, dass Mann und Frau über umfassendere Vorstellungen aufgeklärt werden, dass sie weniger Besitzansprüche erheben und Eifersucht zeigen: Der Mann freut sich zu sehen, wie seine Frau die ganze Welt liebt, die Frau ist glücklich, dass ihr Mann ein so weites Herz hat und alle beide bleiben sie in der Weisheit und in der Reinheit. Wenn zwei wirklich entwickelte Menschen heiraten, so haben sie sich schon vorher diese gegenseitige Freiheit gelassen. Beide freuen sich, alle Geschöpfe lieben zu können, aber ohne Dummheiten mit ihnen zu begehen. Die Frau versteht ihren Mann und der Mann versteht seine Frau und alle beide steigen auf in höhere Bereiche, blühen zusehends auf in hellem Licht, denn sie leben das wahre, das unbegrenzte Leben.

Nur die Eingeweihten wissen, wie man die Liebe lebt, bis zum Stadium der Vollkommenheit.

Manche Mystiker, Einsiedler oder Asketen waren so unwissend und engstirnig, dass sie ihr Gleichgewicht, ihre Gesundheit, ihr Glück zerstörten, indem sie jeden Austausch ablehnten. Sie vertrockneten, sie wurden zu Leichen, ohne Leben, ohne Früchte, ohne irgendetwas. Ihrer Meinung nach bedeutete das, religiös zu sein. Was für eine komische Religiosität! Ihr werdet sagen: »Aber viele große Meister und Eingeweihte haben nicht geheiratet. Waren auch sie solche Fanatiker?« Nein, die großen Meister und Eingeweihten waren weitherzig, sie verstanden die Schöpfung Gottes, sie sahen die Dinge klar. Sie führten deshalb ein reines, keusches Leben, weil sie so reichhaltige und wunderbare Austausche auf den feinstofflichen Ebenen pflegten, dass sie nicht zu tief in die Materie hinabsteigen mussten, um sich zu begrenzen und zu überladen. Sie lebten nicht in Ehelosigkeit und Keuschheit, weil sie gegen die Liebe waren, im Gegenteil. Sie ernährten sich und tranken aus unbekannten Quellen und Regionen, die der Menge unbekannt sind, dort, wo alle Austausche im größten Licht und in größter Reinheit stattfinden. Engel und Erzengel besuchten sie, die Sonne und die Sterne schickten ihnen ihre Blicke und ihr Lächeln und so wurden sie erfüllt, von allen Seiten erfüllt. Und sogar die Menschen schenkten ihnen ihre Liebe und ihr Vertrauen. Was brauchten sie sonst noch? Und warum hätten sie auf diese ganzen Reichtümer verzichten sollen, um in sumpfige Regionen einzutauchen, wo sie nur Enttäuschungen gefunden hätten?

Die Eingeweihten geben sich nicht mit kleinen Tautropfen zufrieden. Sie gehen direkt zur unerschöpflichen Quelle. Jeden Tag stillen sie unaufhörlich ihren Durst, so ausreichend, dass sie den Überfluss an die anderen verteilen können. Warum sollten sie diese Reserven, diesen Reichtum vergessen, um sich irgendwo ein bisschen Liebe zu erbetteln, ein paar Worte, ein kleines Lächeln, einige Küsse und nun zu glauben, man sei dadurch erfüllt? Heute habt ihr gut gegessen, aber morgen habt ihr wieder Hunger. Nur vor den wahren Eingeweihten enthüllte sich die Liebe, dank derer sie heilen, prophezeien und Wunder vollbringen konnten.

Die Hochzeit mit der Sonne

Die Quelle der universellen Liebe ist die Sonne. Die Sonne legt all ihre Lebenspartikel in der ganzen Natur nieder und danach nehmen wir diese Teilchen durch die Steine, die Pflanzen und die Tiere auf. Und sogar die Männer und Frauen besitzen ebenso einige Sonnenteilchen, aber sehr wenige und in ungenügender Menge. Deshalb sind sie gezwungen, anderswo zu suchen, denn es reicht nicht aus, es fehlt etwas, ihre Austausche bereiten ihnen kein besonderes Vergnügen mehr, deshalb auch die Trennungen, die Scheidungen und Verbrechen.

Wahre Liebe befindet sich im Überfluss in der Sonne und genau dort sollte man sie suchen. Solange ihr nicht an der Quelle trinkt, werdet ihr nur ein paar Tautropfen irgendwo auf ein paar Blättern, auf ein paar Blüten finden und das ist sehr wenig. Es gibt sicherlich ein paar Stellen am Körper des Mannes oder der Frau, wo die Liebe sich ein bisschen konzentriert, aber wenn ihr sie nur dort sucht, werdet ihr immer hungrig und durstig sein. Und genau das passiert mit allen, die sich lieben. Sie finden, dass noch immer eine Leere in ihnen bleibt, sie fühlen sich nicht erfüllt, es fehlt ihnen etwas. Sie sollten also nach dieser unermesslichen Liebe, die den Durst der ganzen Schöpfung stillt und sie ernährt, an der Quelle suchen. Und danach können sie einen Mann oder eine Frau lieben, wenn sie wollen, aber um die Fülle zu finden, müssen sie zuerst an der Quelle nach dieser Liebe suchen.

Übrigens, die Strahlen, die die Sonne ununterbrochen aussendet, welche die Erde und alle Geschöpfe des Sonnensystems und sogar darüber hinaus befruchten, sind in Wirklichkeit von der gleichen Quintessenz wie das, was der Mann der Frau gibt, um sie zu befruchten, jedoch in einem ätherisch lichtvollen Zustand, während beim Mann diese Quintessenz verdichtet ist. Aber den Eingeweihten, die das Geheimnis der Sublimierung kennen und daran arbeiten, ihre Energien ständig dem Himmel zu schicken, gelingt es, genauso feine Emanationen wie die Sonnenstrahlen auszusenden und auszustrahlen. Deshalb sollte man ein reines Leben, ein lichtvolles, jungfräuliches Leben leben. Die Quelle versiegt dann nicht, nichts bleibt stehen, im Gegenteil, alles geht weiter, aber auf eine andere Art und Weise. Die Emanationen sind von solcher Feinheit, solcher Reinheit, dass sie allen Geschöpfen Gutes tun können. Ihr kennt noch nicht die Kraft der absoluten Reinheit, wie sie die Beschaffenheit der Emanationen verändert, wie sie sie intensiver macht. Deshalb können diese Emanationen, diese Ausströmungen sich ohne Unterbrechung ausbreiten (so wie die Sonne, die unablässig ihre Strahlen aussendet), aber selbstverständlich nicht auf der physischen Ebene. Das, was ich euch da sage, verdient eure ganze Aufmerksamkeit, eure ganze Achtung.

Nur die Liebe ist es wert, dass man sie näher kennen lernt.

Weisheit bedeutet zu verstehen, dass die Liebe über allem steht. Wenn Studium und Wissenschaft die Menschen nicht dahin gebracht haben, diese Wahrheit zu finden, dann heißt das, dass ihre Intelligenz noch nicht ausreicht, denn eine Intelligenz, die es nicht begreifen kann, dass die Liebe alles andere übertrifft, dass alles für die Liebe, mit der Liebe und aufgrund der Liebe geschehen sollte, ist noch keine Intelligenz.

Man schätzt den Verstand, man singt sein Loblied, aber in Wirklichkeit hat er seine Aufgabe verfehlt, die darin besteht, das Herz zu preisen, die Rolle der Liebe und deren Bedeutung zu verstehen. Der Verstand hat den Menschen verschlagen, egoistisch, unehrlich gemacht, während seine Aufgabe darin bestand, wissenschaftlich und philosophisch die Größe und die Möglichkeiten des menschlichen Herzens darzustellen, zu zeigen, dass dank der Liebe und der Güte, das Reich Gottes und Seine Gerechtigkeit auf Erden verwirklicht werden können. Bis heute hat sich der Verstand unabhängig vom Herzen entwickelt, was die Zerstörung der Menschheit bedeuten wird, denn sein Geschäft ist List und Trennung. O ja, immer nur der Verstand, der Verstand, der Verstand und genau dieser wird alles verwüsten, weil er nicht von den moralischen Qualitäten des Herzens gelenkt wird. Er hat die Verbindung mit dem Herzen durchschnitten, darin liegt der größte Irrtum. Deshalb ist er zum Untergang verdammt.

Die Menschen müssen jetzt verstehen, dass die Liebe im Innersten, im Zentrum aller Dinge liegt und dass sie ihr ganzes Leben lang nur dieses einzige Ziel anstreben sollten.

Dieser Text stammt aus dem Buch »Die neue Religion« von Omraam Mikhael Aivanhov, Kapitel 14: »Die wahre Ehe – Wie man die Auffassung von Ehe erweitert«.
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